Als wir vor gut einem Jahr in Andalusien weilten, war eines unserer Ziele die Dolmen von Antequera im Hinterland von Malaga. Die insgesamt drei Dolmenstätten von Antequera zählen zum Weltkulturerbe.
Es ist fast nicht zu glauben, wie die Menschen der Steinzeit und der Bronzezeit viele Tonnen schwere Steinblöcke zu diesen Bauwerken aufrichten konnten.
Museo ist vielleicht etwas übertrieben. Da drin gibt es nichts als einen Lehrfilm zur Anlage. Ausstellungsstücke sind keine vorhanden.
Die Anlagen liegen außerhalb der Stadt ein paar Kilometer auseinander. Hier sehen wir das Besucherzentrum. Der Eintritt ist frei.
Wer genau hinsieht entdeckt hinter dem Besucherzentrum einen eigenartig geformten Berg.
Ich zoome den mal näher heran.
Bereits die Steinzeitmenschen glaubten hier das Gesicht eines Riesen oder eine Gottes im Profil zu erkennen.
Im Besucherzentrum sehen wir uns als erstes einen zehnminütigen Film in deutscher Sprache an. Darin wird in einem Animationsfilm erklärt wie unsere Vorfahren die hier vorhandenen Dolmen errichtet haben.
Das ist der Deckel des größten Bauwerks. Links unten ist der Eingang des vermutlichen Heiligtums erkennbar. Nur fragt sich wohl jeder wie man so etwas bauen kann?
Zuerst hat man einen ringförmigen Graben ausgehoben.
Mit Hilfe von Baumstämmen und Seilen hat man die Steinblöcke zum Graben gezogen und unter Mithilfe deren Eigengewicht in den Graben gestellt. So entstand die Wand des Bauwerks.
Die einzelnen Blöcke wurden mit Steinwerkzeugen und Werkzeugen aus Tiergeweihen aus dem Fels geschlagen. Anders als heute war die Gegend damals bewaldet und feucht und folglich sehr reich an Tieren. So konnten hier viele Tausend Menschen siedeln und überleben.
Das Rad war zwar noch nicht erfunden. Aber die Menschen nutzen die runden Baumstämme analog zu einem Rad für den Bau. Stand das kreisförmige oder auch ovale Fundament wurden die oder der Deckel in ähnlicher Weise darüber gelegt. Die gesamten Arbeiten dürften mehrere Generationen beschäftigt haben. Gleichzeitig waren nach Berechnungen der Wissenschaftler mehrere hundert Menschen mit dem Bau beschäftigt.
Nach der Einführung im Museum sahen wir uns als erstes die auf dem Gelände befindlichen Dolmen de Viera an.
Ich glaube die etwa drei Meter hohen Steine der Seitenwände sind gut zu erkennen.
Steine in ähnlichen Größen bilden die Decke.
Am Ende des mehr als 20 Meter langen Gangs befindet sich eine Grabkammer. Das Bauwerk ist über 5000 Jahre alt.

Knapp zwei Kilometer entfernt befinden sich die Dolmen von Menga. Auch hier ist der Eintritt frei.
Der markante Berg im Hintergrund ist auch von hier aus gut zu erkennen.
Übrigens ist in jeder der Höhlen eine Aufsicht vorhanden. Es soll ja Zeitgenossen geben, die klopfen gerne ein Stück vom Stein ab oder führen Farbdosen mit sich. Spät nachmittags werden die Anlagen geschlossen. Das Gelände ist umzäunt und mit Kameras versehen. Wir haben keinerlei Spuren von Vandalismus entdeckt.
Hier sind dicke Steinblöcke als Stützpfeiler so ausgeführt, daß es zwei Gänge ins Innere nebeneinander gibt.
Nicht nur Angelika und ich sind beeindruckt. Auch der kleine Tom kommt nicht mehr aus dem Staunen heraus.
Die Dolmen de Menga sind anders als die bekannten Dolmen gebaut. Am Ende des Gangs befindet sich ein tiefer Schacht.
Der Schacht wurde vertikal ziemlich tief in den Fels getrieben.
Vermutlich war das hier eher eine Kultstätte als eine Grabstätte. Darauf hin deutet auch der Eingang, von welchem aus man den markanten Berg Pena de los Enamorados erkennt.

Und noch eine dritte Dolme haben wir uns angesehen. Es handelt sich um die Tholos de El Romeral.
Auch hier gibt es eine Grabkammer im hinteren Teil der Anlage.
Das ist bekannt weil man Knochen und Grabbeigaben gefunden hat.

Nur weniges ist bekannt über die damaligen Bewohner der Gegend. Manches ist reine Vermutung. Die Wissenschaft stellt Analogien zu anderen Bauten aus dieser Zeit auf der Iberischen Halbinsel an. Für uns in der Neuzeit lebende ist es jedenfalls eine enorme Leistung was hier vor tausenden von Jahren geschaffen wurde.
jürgen