Wo kommen denn eigentlich die bunten Ostereier her, die mittlerweile das ganze Jahr über in Supermärkten oder beim Bäcker zu kaufen sind? Nein, der Osterhase malt die nicht an. Ein Teil der Eier wird maschinell in Ursberg, das liegt etwa eine halbe Stunde Fahrtzeit von mir entfernt, angepinselt. Der Begriff passt jedoch auch nicht so recht, weil der Pinsel hier nur zum Einsatz kommt, wenn die Farbwalze ein Ei mal ausnahmsweise schlampig eingefärbt hat. Doch der Reihe nach.
Anläßlich des Umzugs ins neue Betriebsgebäude hat die Firma Beham gestern in Ursberg einen Tag der offenen Tür veranstaltet. Ich dachte mir schon, daß ich nicht der Einzige bin, der neugierig ist und so habe ich den späten Nachmittag ausgewählt um mit meinen beiden Enkeln nach Ursberg zu fahren.
Natürlich bin ich nicht ziellos durchs Gebäude gelaufen, sondern habe mich mit den Kids einer Führung angeschlossen. So kann ich nicht nur Bilder zeigen, sondern auch Informationen in den Bericht einbetten.
Die Maschine links im Bild ist das Herzstück der Anlage, die maximal 300.000 Eier am Tag und 17.000 Eier pro Stunde kochen und einfärben kann.
Gestern, an einem Samstag wurde natürlich nicht produziert.
Am Ladehof können Sattelschlepper ihre Eier abladen. Hunderte von Kleinproduzenten liefern ihre Eier, oft nur ein paar hundert oder ein paar tausend an einer anderen Stelle ab. Der Betrieb garantiert, daß die auch alle ihre eigenen Eier eingefärbt erhalten.
Im Lager befanden sich gestern etwa eine Million unverarbeitete Eier, also der Bedarf für knapp vier Tage. Der Betrieb arbeitet nur von September bis Ostern. Auf einer Palette aus Kunststoff die die selben Maße wie eine Europalette hat, lagern 10.800 Eier.
Für das Färben ist es egal, ob die Eier weiß oder braun sind. Die Farbe überdeckt alles.
Die Kleinproduzenten kommen aus Südbayern und dem benachbarten Baden-Württemberg sowie aus Tirol und einzelne sogar aus Südtirol. Die Abnehmer sind verschiedene Lebensmittelgeschäfte sowie die Allgäuer Supermarktkette Feneberg. Die Discounter wie Lidl, Aldi, Penny, Netto und Co. zählen nicht zu den Kunden weil hier der Preis im Vordergrund steht. Die Konkurrenz ist billiger.
Alle Eier haben die Größenklasse M und werden in Plastik- oder Kartongebinden von jeweils 30 Stück manuell auf das Förderband der Maschine gelegt.
Eine Reinigung ist nicht erforderlich weil die Eier nun 14 Minuten lang in heißem Dampf gegart werden. Der Dampf strömt sowohl von unten als auch von oben in die Maschine was ein gleichmäiges Garen gewährt. Der Dotter wird dabei nicht ganz hart und hat auch nicht wie bei der Konkurrenz einen grünen Rand. Der kommt davon, daß ein Ei zu lange gegart wurde.
Der nächste Arbeitsgang ist das Einfärben mit sechs verschiedenen Farben in sechs Straßen durch Walzen. Dabei geht so gut wie keine Farbe verloren. Die Farbe ist eine Lebensmittelfarbe wie sie auch bei der Produktion von Gummibärchen verwendet wird. Dazu kommt ein Trennmittel.
Die Farbe wird mit dem Lkw in 200 Liter Metallfässern angeliefert. Wer genau auf das Etikett schaut entdeckt den Inhaltsstoff Schellack. Ja, daraus hat man früher Schallplatten gepresst. Heute versiegelt der Schellack praktisch das Ei und schützt es so vor Keimen. Von Natur aus ist die Eierschale selbst ein Schutz für das Innere. Durch die Bedampfung jedoch ist dieser Schutz weg. Schellack ist ein natürlicher Rohstoff.

Nun durchfahren die Eier ganz langsam den Trocknungsschrank.
Auch während des Betriebs der Anlage kann man den Prozeßablauf von einer Bühne aus verfolgen.
Das neue Gebäude wurde im KfW40 Standard gebaut. Das bedeutet, daß nur 40 % der Heizenergie erforderlich ist wie für übliche Gebäude. Geheizt wird mittels einer Erdwärmepumpe, auf dem Dach befindet sich eine 360 KWp Photovotaikanlage. Gas wird trotzdem noch für das Aufheizen des Dampferzeugers benötigt. Und doch dürften sich die Kosten für Energie in der Zukunft auf einem niedrigen Niveau bewegen.
In einem Nebenraum hat man eine Hasenschule für die Kinder eingerichtet.
Dazu ein Bauernhof mit allem was dazugehört.
Natürlich werden die Eier von den Osterhasen bemalt.
Allerdings sind nicht alle Bewohner eines Bauernhofs beschäftigt.
Unterschiedliche Eier von allerlei Geflügel gibts zum Anfassen.
Am Ende unseres Besuchs war es bereits dunkel und natürlich habe ich einen 30er Karton bunte Eier gekauft. 10 Stück kosten 3,10 Euro und das wiederum finde ich akzeptabel. Die Kids haben gleich am Abend ein Ei probiert und ich heute zum Frühstück.
Fazit: Die Eigenwerbung passt. Die Eier sind genau wie beschrieben.
Übrigens werden Eier mit Haarrissen an die Regens Wagner Behinderteneinrichtung nebenan kostenlos abgegeben. Stärker beschädigte Eier holt ein Bauer aus der Region als Futtermittel. Da die Lebensmittelfarbe von Mensch und Tier verzehrt werden darf sind diese Eier mit Schale Futter für Federvieh und Schweine.
In Youtube findet man ein Video aus dem alten Betrieb in Thannhausen.
Meine Enkel hatten jedenfalls einen Riesenspaß beim Ausflug mit Opa in eine unbekannte Welt.
jürgen