Gestern war ein sonniger und nicht allzu kalter Novembertag den wir zu einer Wanderung in den Lechtaler Alpen nutzten. Über Reutte fuhren wir nach Berwang und stellten das Auto an der ehemaligen Säge bei Rinnen ab. Von dort aus ging es zu Fuß in etwa 2 Stunden 550 m nach oben über den Fahrweg zur Ehenbichler Alm.
Achtet mal auf die gelben Wegweiser. Da ist einmal von der Ehenbichler Alm und ein anderes Mal von der Raaz Alpe die Rede. Anscheinend befindet sich hier die Sprachgrenze. In Oberbayern und im restlichen Österreich spricht man von Almen und meint damit im Allgäu und in Teilen des Ausserfern Alpen. Mit den Begriffen sind mit Tieren bewirtschaftete Bergweiden gemeint. Das sind in den allermeisten Fällen Rinder. Aber auch Schafe und Pferde sind manchmal im Sommer dort oben anzutreffen. Was Rinder betrifft, sind es in der Regel weibliche Jungrinder, die noch keine Milch geben und folglich auch nicht gemolken werden müssen.
Das Gebäude am Rotlech, einem Zufluss des Lechs durch das Rotlechtal war früher einmal ein Sägewerk, welches durch ein hölzernes Wasserrad angetrieben wurde.
Das zum Sägewerk gehörende Wohngebäude
Der Fahrweg führt auf einer hölzernen Brücke über diesen Fluss, der derzeit wenig Wasser führt.
Wir queren immer wieder kleine Bäche. Dazu gibt es ein paar Brunnen.
Jungvieh befindet sich natürlich schon seit Wochen nicht mehr auf der Alm. Der Almabtrieb musste sicherlich auch von den Weiden der Ehenbichler Alm in diesem Jahr vorzeitig und mit Viehanhängern stattfinden. Dies deshalb, weil es Anfang September geschneit hat und es zu gefährlich gewesen wäre, die Tiere ins Tal zu treiben. Das merkt man daran, dass sich keine Kuhfladen auf dem Fahrweg befinden.
Weiter oben gibt es dazu ein paar private anscheinend gut ausgebaute Häuser, die wohl als Ferienhäuser oder am Wochenende genutzt werden.
Marterl für einen in den Bergen zu Tode gekommen Jäger.
Und noch ein Feldkreuz für einen hier Verunglückten.
Blick auf Rinnen
Bis oben zur Alm gehen wir doch einen mal mehr und mal weniger lichten Fichtenwald. Deshalb findet man am Wegrand auch nur wenige Silberdisteln.
An vielen Stellen drückt Wasser aus den Felsen.
Endlich haben wir die Alm erreicht. Sie ist nun bis Ende Dezember geschlossen. Bei guter Schneelage ist die bewirtschaftete Alm auch im Winter ein paar Wochen geöffnet. Dies deshalb, weil Skitourengeher, es gibt hier keinen Lift und auch keine Skipiste, und Schlittenfahrer dort einkehren.
Auch wenn die Alm geschlossen ist, gibt es zumindest auf der sonnigen Südterrasse Bänke und Tische für müde Wanderer wie wir welche sind.
Also Brotzeit und Bier auspacken und die niedrig stehende Sonne noch eine Zeitlang hier oben genießen.
Dort hinten ist die Zugspitze.
Und auch die anderen Berge, erklärt mir die schlaue App im Handy.
Wir schauen nun etwa 90° nach rechts.
Die Sonne steht sehr niedrig und langsam wird es etwas trübe. Deshalb merken wir sofort wie es kühler wird. Wir machen uns auf den Rückweg und nehmen dazu teilweise einen Pfad durch den Wald. Deshalb sind wir nach eineinhalb Stunden wieder unten am Auto.
Am Hinweg war es schon grenzwertig mit offenem Verdeck zu fahren. Bei längeren Abschnitten durch den Schatten oder in den Tunnels bei Heiterwang wurde es sofort ein paar Grad kühler. Deshalb blieb jetzt am Rückweg das Verdeck geschlossen.
Wie üblich gab es noch einen Latte Macchiato und ein Gebäck unten im Tal in Bichlbach. Da es jetzt im November sehr schnell dunkel wird, kamen wir auch erst nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause. Und doch hat sich der Ausflug auf die Alm gelohnt. Wir waren an diesem Wochentag anscheinend die einzigen auf diesem Weg.
Jürgen