Teil 5
Nachmittag und Abend:
Der Nachmittag hatte begonnen. Wir fuhren wieder zur Ostküste. Unser Ziel war die Kapelle der Jungfrau Maria Tsambika, die sich auf einem Felsen weit über dem grandiosen Paralia Tsambika befindet. Einer Sage nach müssen Frauen, deren Kinderwunsch ihnen bislang verwehrt blieb, barfuß den Weg hinauf zur Kapelle zurücklegen und zur Jungfrau Maria beten. Innerhalb des darauf folgenden Jahres wird ihnen ihr Kinderwunsch erfüllt. Wird es ein Junge, soll er den Namen „Tsambikos“ erhalten, ein Mädchen bekommt den Namen „Tsambika“. Wer nicht an diese Wirkung glaubt, der solle doch einfach mal an einer belebten Kreuzung laut den Namen „Tsambikos“ rufen, und er wird sich wundern, wie viele sich umdrehen, hahaha.
Marco parkte unseren Wagen an der Taverna Panorama. Von hier aus ging’s zu Fuß über zahllose Treppenstufen den Hügel hinauf. Bei den Temperaturen war es durchaus schweißtreibend. Die Stufen sind teilweise durchnumeriert. Letztendlich waren es über 300. Die Aussicht wurde immer schöner und schöner. Man kommt aus dem Schauen gar nicht mehr raus. Neben grandiosen Felsen wachsen herrliche Nadelbäume. Schon beim Hochsteigen blickt man durch die Bäume hindurch auf Kolymbia und die davor bzw. dahinter liegenden Strände Kolymbia und Afandou.
Ankunft an der Taverne Panorama
Dann waren wir oben. Der Ausblick erschlug uns. Auf der einen Seite blickt man hinab auf den Paralia Tsambika, ein wunderbarer Strand weit, weit unten mit aufgespannten Sonnenschirmen, eine lange, abgerundete Sandbucht, die seinesgleichen sucht. Hinter der Kapelle kann man auf die andere Seite laufen und schaut in die Richtung von Kolymbia mit seinen Stränden. Dieser Ausblick ist keinesfalls schlechter wie der Andere. Einfach atemberaubend. Die kleine Kapelle ist ein Schmuckstück. Im Innern befinden sich Bodenmosaike und Gebetsräume mit brennenden Kerzen und Kinderfiguren, die den sich erfüllenden Kinderwunsch symbolisieren. Wir schrieben in das Gipfelbuch, welches in einem der Räume ausliegt. Schließlich verließen wir diesen herrlichen Ort und stiegen wieder hinab. In der Taverna Panorama kauften wir ein Eis am Stiel und genossen es auf einer Terrasse mit Aussicht. Unten im Ort gibt es auch ein Kloster Tsambika, nur hatten wir das leider nicht so richtig verstanden. Es ist sicher schön. Nun ja. Man kann nicht alles machen.
Kinderfiguren vor der Heiligen Jungfrau
Die Zeit zum Baden war gekommen, und es versteht sich von selbst, welchen Strand wir dazu auserkoren hatten, den langen und weiten, herrlichen Tsambika Beach. Die Sonne knallte bereits mit ungeheurer Kraft auf den hellen Sand, der durchaus schon recht warm war. Und es ist einfach herrlich, zu Marco sagen zu können: „Schau mal, siehst Du da oben auf dem Berg dieses kleine, weiße Gebäude? Das ist die Kapelle der Jungfrau Maria Tsambika. Da waren wir eben!“ Es war ein kolossaler Anblick. Der Strand fällt nur langsam in das Meer ab, und so kann man weit hineinlaufen. Auch hier stürzten Marco und ich uns bereits in die Fluten. Schon lange war uns beiden klar: Das ist der schönste Strand der Insel. Am Ende des Strandes ist auf einem Felsen die griechische Flagge aufgemalt.
Ich habe im Fernsehen eine Dokumentation gesehen. Sie beleuchtete das Leben einer deutschen Touristin, die sich im Urlaub auf Rhodos in einen Griechen verliebt hatte. Und dieser Grieche trug ebenfalls den Namen Tsambikos, vermietete hier am Strand Wassersportgeräte. Leider habe ich ihn nicht gesehen.
Links oben befindet sich die Kapelle
Wir genossen die Zeit am Strand, und nach insgesamt ca. zweieinhalb Stunden starteten wir nach Norden, fuhren an der Küste entlang, durch Faliraki hindurch und kamen nach einer halben Stunde an die Kallithea Therme. Wir hatten 17:20 Uhr, und mit Schrecken mussten die beiden deutschen Herren feststellen, dass die Therme bereits geschlossen hatte. Sie schließt zu einer recht unchristlichen Zeit, bereits um 16:00 Uhr. Das ging gar nicht. Die Therme sollte sehr schön sein. Wir planten sofort, an einem anderen Tag wiederzukommen. Direkt nebenan befindet sich der herrliche Strand Paralia Kokkini, wahrscheinlich auch ein lohnendes Ziel.
Ganz spontan und ungeplant, es lag auch ganz wunderbar auf unserem Weg, fuhren wir zum Abschluss zum Kloster Filerimos. Von hier hat man eine tolle Aussicht auf die Inselmitte und den Westen.
Die im 11. Jahrhundert erbaute Burg von Filerimos in der Nähe der antiken Stadt Ialysos ist ein bedeutendes byzantinisches Bauwerk. Die Anlage ist von einem vielfältigen Ensemble historischer Gebäude und Ruinen aus byzantinischer, hellenistischer und mittelalterlicher Zeit umgeben. Dazu gehören vor allem die Tempel der Athena Polias und des Zeus. Das Kloster aus dem 5. Jahrhundert und die Burg liegen inmitten eines ruhigen Pinienwaldes; außer den Gebäuden gibt es ein Gipfelkreuz zu bestaunen, einen dorischen Brunnen und für Fotografen nicht zu unterschätzende Fotomotive, denn auf dem Gelände befanden sich – ohne zu übertreiben – eine dreistellige Anzahl frei lebender Pfauen, die sich gerade mitten in der Balz befanden. Eine Vielzahl der männlichen Pfauen schlugen ihre bekannten Räder, um den Weibchen zu imponieren. Hat er einige Weibchen um sich geschart, zittert er mit seinem bunten, aufgestellten Federkleid, um es perfekt zur Geltung zu bringen. Marco und ich befanden uns ab sofort auf der Suche nach dem perfekten Pfauenfoto. Die merkwürdigen Schreie der Tiere dominierten den Hügel.
Zunächst schritten wir hinüber zum Gipfelkreuz und genossen den Ausblick. Der byzantinische Tempel ist heutzutage leider nur noch eine Ruine. Das Klostergebäude mitsamt seinem Arkadengang, dem Pflanzenbewuchs und den Mosaiken ist wunderschön. Es wurde von Briten und Griechen vollständig restauriert. Neben dem Kloster befindet sich ein frühchristliches Taufbecken, welches ebenfalls auf das 5. – 6. Jahrhundert datiert wurde. Es machte einen Heidenspaß, das Gelände im Sonnenuntergang zu erkunden.
Zurück im Hotel aßen wir zu Abend. Heute hatten wir Gutscheine für das griechische Restaurant. Das Essen war ein Gedicht und mindestens ein Niveau über dem herkömmlichen Abendessen im Captain’s. Es gab Wein, Knoblauchbrot und verschiedene Schälchen mit Vorspeisen, unter anderem Tzatziki, griechischen Salat und Gemüsebällchen. Das sah lecker aus und schmeckte vorzüglich. Neuer Wein wurde gebracht. Als dann die Hauptspeise in Form von Lamm und Kartoffeln kam, waren wir vollends glücklich.