Teil 12
7 – Alte Gemäuer – Freitag, der 19.04.2024
Vormittag und Mittag:
Hier war er schon, unser letzter kompletter Tag auf der Insel. Wie schnell die Zeit doch vergeht. Doch hatten wir vieles zu Gesicht bekommen, und noch war der Urlaub nicht zu Ende. Heute war Marco wieder mit Fahren dran. Nach dem Frühstück brachten wir Bob und Julie zur Bushaltestelle an der Hauptstraße von Fanes und wünschten Ihnen viel Spaß in Rhodos – Stadt. Dann drehte Marco nach Südwesten ab. Immer an der Küste entlang. Aber nach 9 Kilometern erreichten wir bereits das erste Ziel.
Hier liegt das antike Kamiros – einer der bedeutendsten Ausgrabungsorte der Insel. Einige Busse standen bereits auf dem Parkplatz, und wir gesellten uns mit unserem Mietwagen dazu. Kamiros war neben Ialysos und Lindos eine der drei Städte des antiken Rhodos. Die Ruinen der von dorischen Griechen gegründeten Stadt sind umfangreich. Nach mehrmaliger Zerstörung durch Erdbeben (226 v. Chr., 142 v. Chr. und 139 n. Chr.) wurde der Ort im 4. Jahrhundert schließlich endgültig aufgegeben. Auch heute noch sieht man die Ruinen eines dorischen Tempels, eines Hofes mit Brunnenanlage, Reste der Wohnhäuser mit Höfen und Säulen, eine Zisterne, Tonröhren für die Wasserversorgung, an der höchsten Stelle eine Säulenhalle mit ursprünglich doppelter Säulenreihe und Reste eines dorischen Ringhallentempels der Athene. Die Stadt war in drei Zonen unterteilt: im unteren Bereich befand sich der Marktplatz (die Agora), etwas weiter höher die Wohnstadt und ganz oben auf dem Hang befand sich die Akropolis. Es war das Töpferzentrum der Insel.
Wir zahlten den Einritt von 6 € pro Person. Sofort fällt die Größe des Geländes ins Auge. In der Nähe des Marktplatzes hat man einige der antiken Säulen wieder aufgestellt. Der alte Ort zog sich in mehreren Terrassen den Hang hinauf. Ich war beeindruckt von der Aussicht aufs Meer, die man früher von hier hatte. Der Ort gleicht einem Amphitheater mit Blick auf die südliche Ägäis. Die Anlage war gut besucht. Über die breite Treppe gelangten wir schließlich in den oberen Bereich. Die einzelnen Teilbereiche sind beschriftet, und so standen wir plötzlich vor dem alten Badekomplex. Auf der Höhe der Akropolis fiel der Blick dann auf die dahinter liegenden Täler und Wälder. Ein hübsches Fleckchen. Alles in allem hatten wir uns eine Stunde Zeit genommen, um die Ausgrabungsstätte zu besuchen.
Überreste eines dorischen Tempels am alten Marktplatz
Wir fuhren für ungefähr eine halbe Stunde auf der schönen Küstenstraße entlang. Immer wieder tun sich tolle Ausblicke auf, um den Blick über das Meer in Richtung Symi und türkischen Halbinseln schweifen zu lassen. Wir erreichten das Kastell Kritinia. Man sieht die Festung bereits von der Straße imposant auf einem Hügel liegen. Sie wurde 1472 vom Johanniterorden etwa 130 Meter über dem Dorf Kritinia erbaut und bietet einen atemberaubenden Blick auf die Ägäis und über vorgelagerte Inseln wie Alimia und Chalki, ermöglichte so die vollständige Überwachung des Meeres und damit auch der Aktivitäten von Piraten und anderen Feinden.
Unter der Festung befindet sich der zugehörige Parkplatz. Unter dem Parkplatz gibt es die kleine Kritinia Bar, wo haufenweise Orangen ausgepresst wurden. Zunächst ging es jedoch hinauf zum alten Gemäuer. Im Jahr 1480 schickten die osmanischen Türken 100.000 Soldaten über Rhodos, um die Insel zu erobern, und eine große Anzahl von Truppen wurde auch nach Kritinia geschickt, um die Burg zu erobern. Doch der Angriff schlug fehl. Heute ist nur noch der Rohbau des Schlosses erhalten. Über dem Eingang befinden sich die Wappen zweier Großmeister des Mittelalters.
Die Anlage ist größer, als man von weitem erahnt. Ich staunte nicht schlecht. Als wir durch den Eingang ins Innere schritten, war auch Marco begeistert. Der Blick hinunter zum Meer öffnete sich, und es zeigt sich, dass die große Ruine auch hinter der Außenmauer sehr voluminös und sehenswert ist. Sie bietet unzählige Bereiche, in die man gelangen kann. Da wird dem Entdeckerherz nicht so schnell langweilig. Die Aussicht hinab zur Küste – es ging sehr tief hinab – und auf das Meer war einfach gigantisch.
Blick in der Burg hinab zur Küste
Blick über das Inselchen Makri nach Alimia und Chalki ganz hinten im Hintergrund
In einem Ausguck trafen wir auf Marie aus der Provence und ihren Begleiter. Wir hatten sie nicht nach ihrem Namen gefragt, also gaben Marco und ich ihr in späteren Unterhaltungen einen typisch französischen Namen. Aus der Provence kam sie jedoch wirklich. Gemeinsam mit ihrem Begleiter stand sie im Ausguck und schoss Fotos. Dann bat sie uns, ein Bild von Ihnen zu machen, und auch sie machte eines von Marco und mir. Wir kamen kurz mit den Franzosen ins Gespräch und lachten gemeinsam. Ihr nächstes Ziel war Monolithos (ich habe noch im Kopf, wie sie das aussprach, hehe), eine Burg auf einem spektakulären Felsen. Auch Marco und ich wollten dorthin, doch leider nicht sofort, sonst hätten wir die Beiden eventuell wiedergesehen. Wir näherten uns langsam dem Mittag und wollten dies zum Baden und Sonnen nutzen. Die Festung war jedoch absolut einen Besuch wert gewesen.
Doch ein Besuch in der Kritinia Bar war Pflicht, allein schon, um durch einen frisch gepressten Orangensaft eine kleine Abkühlung zu erfahren. Die Gemütlichkeit der Bar ist unbeschreiblich. Überall finden sich Accessoires und kleine Utensilien zur Dekoration, die der Wohlfühlatmosphäre ihren Beitrag leisten. Zwischen Hüten, Zierkürbissen, Vasen, Glocken, Körben, Fassdauben und alten Flaschen, neben Blumen und alten Fenstern nahmen wir auf zwei Holzstühlen Platz und gönnten uns eine kleine Pause. Die Bar ist teilweise mit Holzstangen bedeckt, die zum Überwuchern mit Grünpflanzen dienen. Um eine Pause in idyllischem Ambiente zu erleben, ist die Kritinia Bar ideal.
Wir hatten uns zum Baden den Strand Kopria ausgesucht. Gefiel uns nicht wirklich. Der Strand war relativ klein. Man konnte sich nicht besonders schön hinlegen. Seegras lag dort. Ein Angler versuchte sein Glück. Ziemlich ungemütlich zum Baden. Wir fuhren wieder. So kamen wir zum Kamiros Beach. Hier gefiel es uns wesentlich besser. Der Strand wird vor allem von der Taverne Porto Antico dominiert, ein idyllisches Restaurant direkt am Meer. Man sitzt hier sehr schön, und ich würde mir diese Taverne auch für ein schönes Essen am Wasser aussuchen, doch deswegen waren wir nicht gekommen. Hier steht eine Vielzahl von Liegen und Sonnenschirmen. Das Ganze sieht sehr einladend aus. Die Liegen und Schirme gehören selbstverständlich zur Taverne, doch muss man sie ja nicht zwingend benutzen.
Wir parkten auf dem zugehörigen Parkplatz und liefen hinter der Taverne an einigen alten Olivenbäumen vorbei. Hier zog ich mich schon einmal um. Hinter den Bäumen erblickten wir ein Meer aus Margeriten, direkt vor dem eigentlichen Meer. Sehr idyllisch. Am Ende der Olivenbaumreihe fanden wir alte Steine am Wasser, ein Überbleibsel des alten Hafens, von dem die Taverne ihren Namen hat. Die blau-weiße Flagge wehte im Wind. Vor dem Porto Antico wanderten wir am Strand entlang. Zwischen dem Porto Antico und der sich daneben befindlichen Taverne Old Kamiros fanden wir ein hübsches Plätzchen für uns und ließen uns nieder. Es war recht schön hier und ich stürzte mich in die Wellen. Marco zog es vor, am Strand liegen zu bleiben. Danach gesellte ich mich zu ihm, und wir lagen in der Sonne. Das tat gut.
Die Überreste des alten Hafens