Den vergangenen Sonntag im Oktober nutzten meine Angelika und ich für eine kleine Wanderung im Ausserfern, so bezeichnet man die Region um Reutte in Tirol. Unser Ziel war Griessen, ein Ortsteil von Garmisch-Partenkirchen, fast an der Grenze zu Tirol gelegen. Ausserdem wollten wir vor der Winterpause noch unseren kleinen Sportwagen in seiner Heimat, dem Allgäu bewegen.
Der uns von verschiedenen Wanderungen bereits bekannte Plansee an der Verbindungsstraße von Schloß Linderhof nach Reutte war Ausgangspunkt unserer Tour. Wir stellten unser Auto am Hotel Forelle am Nordostende des Sees ab und machten uns bei teils sonnigem und teils bewölktem Himmel auf den Weg nach Osten. Es ging durch die beiden Campingplätze vorbei am Tauchzentrum auf einem gut ausgebauten Waldweg relativ eben am Seewinkel vorbei bis zum Tal des Neiderbaches.
Hier der Thaneller, den wir vor ein paar Wochen bestiegen haben. Einen Bericht darüber findet ihr hier:
https://www.schoener-reisen.at/forum/showthre…light=Thaneller
Parasolpilze
Nördlich von uns ist die markanteste Erhebung der Berg Geierköpfe mit 2161 Metern Höhe. Nur der westliche Nebengipfel von 2143 Metern Höhe ist für „normale Bergwanderer“ zu begehen.
Bevor es in zwei Kehren bergab zum Neiderbach geht, entdeckte ich etwas abseits des Weges diesen alten Grenzstein aus dem Jahr 1855.
Ich kann mir nur vorstellen, dass zu früheren Zeiten dieser Weg für den Salzhandel eine gewisse Bedeutung hatte.
Springkraut
Etwa eine dreiviertel Stunde nach dem Start kamen wir an diesen Steg. Der Bach bildet die Grenze zwischen Österreich und Deutschland.
Die mittlerweile neben dem Weg vor sich hin rostende Schranke hat heute nur noch Erinnerungswert. Das Grenzschild wurde vermutlich nur deshalb noch nicht von Sammlern abmontiert, weil es stark angerostet ist.
Das Gegenstück zum vorhin beschriebenen Grenzstein findet sich bald darauf auf deutscher Seite. Auch dieser Stein stammt aus dem Jahr 1855.
Für Freunde des fliessenden Wassers ist der Neiderbach auf dem folgenden Streckenabschnitt ein Genuß.
Auf beiden Seiten des Tales sind überall Quellen und kleine Bäche und Tümpel, die den Bach zum kleinen Fluß anschwellen lassen. Im Frühjahr wimmelt es da sicherlich von Kaulquappen.
Das Tal weitet sich und man kann, wenn auch heute nicht die beste Sicht herrscht, südwestlich die Zugspitze erkennen. Der höchste Berg der Region hat bereits einen weißen Hut. Wer genau hinsieht, erkennt rechts kurz unterhalb des Gipfels einen Masten der Ehrwalder Zugspitzbahn.
Zwischendurch wird das Bachtal mal recht eng, so dass sich das Wasser mit viel Geräusch an den Felsen vorbeizwängen muß. Erstaunlich, wie Bäume mitten im Bachbett so groß werden können.
Der Neiderbach führt so viel Geröll mit sich, dass kurz vor Griesen der Betreiber eines Kieswerks sprichwörtlich „steinreich“ wird.
Die durch die Bäume erkennbare Kapelle Mariä Heimsuchung, die erst vor 100 Jahren mit finanzieller Unterstützung von Prinzregent Luitpold, dem Nachfolger im Amt des Märchenkönigs Ludwig II gebaut wurde, zeigte nach etwa 2 ½ Stunden Gehzeit das Ziel unserer Wanderung an.
Für Kunsthistoriker habe ich noch diesen Link zur Kapelle gefunden:
https://www.erzbistum-muenchen.de/media/pfarreien/media16383520.PDF
Griesen besteht nur aus ein paar Häusern sowie der Bahnstation der Strecke Garmisch-Partenkirchen - Lermoos - Reutte - Pfronten. Griesen ist Ausgangspunkt für Wanderungen ins Naturschutzgebiet Ammergauer Alpen oder rund um den Eibsee bis ins Zugspitzgebiet.
Auf dem gleichen Weg ging es dann zurück zum Plansee.
Am Wegrand passierten wir die berühmte „Brücke am Gweih“ wo wir die verdiente Brotzeit einnahmen. Von hier aus besteht die Möglichkeit, zum Schloß Linderhof, zur Ochsenhütte oder zur Rotmoosalm zu wandern.
Bis auf ein paar Mountainbiker und wenige Spaziergänger bei Griesen waren wir an diesem Sonntag allein auf der Strecke unterwegs.
Die Gedenktafel am Wegrand gibt kund, dass dieses Gebirge zu früheren Zeiten, als der Wald noch dem Broterwerb diente, eine gefährliche Gegend war. Viele Menschen waren auf das Schlagen von Holz als Nebenerwerb, vor allem im Winter angewiesen um ihre Familien durchzubringen.
Am späten Nachmittag kamen wir dann nach ca. 4 ½ Stunden Gehzeit wieder zum Plansee wo mir erst jetzt dieses gelungene Baumhaus auffiel.
Baumhaus am Campingplatz
Den von uns gewählten Weg möchte ich für alle empfehlen, die eine relativ flache und damit nicht allzu schwere Wanderung im Raum Reutte in Erwägung ziehen. Gut geeignet ist der Weg auch für das Befahren mit dem Mountainbike.
Jürgen