Mittwoch 6.3.2013
Auf dem Weg zum Aasee stelle ich fest, dass ich meine Kamera vergessen habe - allein der Bus steht schon da, als ich das bemerke, und ich beschliesse, dass es heute ohne gehen muss. Zur Not hab ich ja noch das Handy.
Fertig ist der Aasee erst seit 1934. Vorher durchfloss die Aa dort sumpfige Wiesen und sorgte, laut wikipedia, regelmäßig für Überschwemmungen in der Altstadt. Heute fährt - natürlich nur im Sommer, und nicht, wenn ich mich in diese schöne Stadt verirre - ein solarbetriebenes Boot den See entlang. Mir bleibt also nur der Stadtbus und eine Brücke, die etwa in der Mitte des langgestreckten Sees diesen überquert.
Und dann bin ich auch schon im Museumsdorf Mühlenhof, das sich an diesem schönen Vorfrühlingstag noch im Dornröschenschlaf befindet.
Irgendwann ertönt Drehorgelmusik - wie sich herausstellt, hat der Künstler den vergangenen (?) Winter damit verbracht, eine neue Drehorgel zu bauen, die er heute das erste Mal spielt. Und ich bin der erste, der den kleinen Holzkasten füttert.
Ja, und dann musste ich nochmal mein kombiniertes Phototelefon zücken für diesen Prachtburschen.
Nachmittags, auf der Rückfahrt im Bus, entdecke ich auf einmal die Station Zentralfriedhof. Bisher dachte ich, nur die Wiener haben einen, also nix wie raus aus dem Bus und rein in den Friedhof. Da die Kamera immer noch im Quartier liegt udn bei Handyphotos, wenn ich sie hier reinstellen will, teure Internetgebühren anfallen, also keine Bilder. Wie ein Friedhof aussieht, könnt Ihr Euch vielleicht auch so vorstellen.
Am Eingang hängt ein Plan - offensichtlich sind hier Katholen und Evangelen auch im Tod streng getrennt,
im alten Teil trennt sie der breite Mittelgang.
https://www.friedhofservice.de/1/muenster/zentral/alterteil.html
Einen Extrabereich für Muslime, Juden, Atheisten und andere scheint es nicht zu geben, auch nicht im neuen Teil:
https://www.friedhofservice.de/1/muenster/zentral/neuerteil.html
Aha - der ganze Friedhof scheint gemeinsamer Besitz der Kirchengemeinden zu sein, wobei sich da beide Konfessionen zusammengetan haben: https://www.friedhofservice.de/1/muenster/zentral/kommission.html
Ansonsten laufe ich zwischen Alleen und mehr oder weniger reich geschmückten Gräbern hin und her und entdecke einige Prominentengräber, z.B. das von Clemens von Ketteler, der 1900 als deutscher Gesandter in China während des Boxer-Aufstandes von Unabhängigkeitskämpfern ermordet wurde, was der deutsche Kaiser zum Vorwand für eine blutige Vergeltungsaktion gegen die Chinesen nutzte ("Pardon wird nicht gegeben"). Jedenfalls musste Ketteler nach seinem Tod noch die weite Reise von Peking nach Münster antreten, damit er wenigstens ein monumentales Grabmal bekommt.
Geklingelt hat's bei mir auch, als die das Grab der Familie Würmeling entdeckte, insbesondere das des 1986 verstorbenen ehemaligen Bundesfamilkienministers Franz-Josef Würmeling, nachem der während meiner späten Kindheit gültige Bahnfahrpreisermäßigungsausweis ("Würmeling-Pass") benannt war, in dessen Genuss auch ich gekommen bin.
Nicht gefunden hab ich das Grab von Jürgen Möllemann, der FDP-Politiker, der 2003 mit seinem von ihm absichtlichtlich deaktivierten Fallschirm in den Tod sprang. Aber irgendwo auf diesem Friedhof muss es sein.
https://einestages.spiegel.de/static/topical…politikers.html