Im Oberallgäu, östlich von Sonthofen befinden sich die Kurorte Bad Hindelang, Bad Oberdorf und Hinterstein. Alle liegen an einem kleinen Fluß namens Ostrach. Einen weiteren dieses Namens gibt es im übrigen auch als Nebenfluß der Donau. Unsere Allgäuer Ostrach mündet nach 20 Kilometer bei Sonthofen in die Iller.
Angelika und ich haben uns im Herbst diesen kleinen Fluß für eine gemütliche Wanderung ausgesucht. Dabei sind wir meist direkt an der Ostrach entlang gelaufen und konnten so recht gut verfolgen, was denn so alles im Laufe des „kurzen Lebens“ mit diesem kleinen Fließgewässer geschieht. Laßt euch einfach mal überraschen…
Wenn man so wie wir von Oberjoch den Paß runter fährt, kann man zwischen den Bäumen schon Bad Hindelang erkennen.
Dort angekommen, stellen wir das Auto an der Talstation der Hornbahn ab und folgen dem Fluß zur Linken.
Nach wenigen hundert Metern sehen wir ein Gebäude, in welchem ein Hotel die Wasserkraft zur Stromerzeugung nutzt.
Auf diese Idee sind andere auch schon gekommen, wenn auch deren Technik nicht unbedingt die neueste ist.
Kaum sind wir ein paar hundert Meter weiter gegangen, schon das nächste antiquierte Wasserkraftwerk.
Und wieder ein altmodisches Wasserkraftwerk. Gerade ist die Hausherrin dabei, von Hand den Rechen von allerlei angeschwemmtem Unrat zu säubern.
Obwohl der Fluß intensiv genutzt wird, gibt es doch noch Stellen, die dem natürlichen Verlauf ähnlich sehen. Die Stromleitungen begleiten uns jedoch den gesamten Weg bis Hinterstein und darüber hinaus.
Nebenan wurde dieses Gebilde zur Demonstration der Nutzung der Wasserkraft für Kinder gebaut.
Auf solchen überdachten Brücken kann man immer wieder die Flußseite wechseln.
Der Schwerpunkt meines Berichts liegt heute mal nicht bei der sicherlich sehr abwechslungsreichen ebenen Wanderung, sondern bei der jahrhundertealten Nutzung dieses Fließgewässers.
Dann kommen wir zu einer der heute noch betriebenen Hammerschmieden. Leider war Sonntag und somit kein Zugang möglich.
Wikipedia kann euch hierzu auch etwas sagen:
„Ab 1490 wurde unter Graf Hugo von Montfort-Rothenfels in der Umgebung der Hornkapelle Eisenerz abgebaut. Um 1540 wurde zwischen Hindelang und Hinterstein eine Schmelzhütte eingerichtet, von der die Hammerschmieden im Ostrachtal profitierten. Von den mit Wasserkraft betriebenen Eisenhämmern, die einst hauptsächlich zur Herstellung von Hellebarden und Landsknechtspießen, später zur Produktion handgeschmiedeter Bergschuhnägel und Bratpfannen dienten, sind drei erhalten geblieben und auch noch in Betrieb.“
Ein Stück des Weges gehen wir auf einer geteerten Straße bis zum Ortsteil Bruck. Erst nach unserer Wanderung haben wir erfahren, daß der Wirt der dortigen Gaststätte Ostrachwellen selbst auf die Jagd geht und es dort deshalb je nach Waidmannsglück mal Reh, Hirsch oder auch Fleisch von der Gemse zu verköstigen gibt. Mal sehen, ob wir demnächst doch noch mal in die Gegend kommen um das dortige Essen zu testen.
Wir bleiben auf der westlichen Seite des Flusses. Gibt es da doch noch einiges an alter Technik zur Wasserkraft zu entdecken.
Ein weiteres E-Werk aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts passieren wir kurz nach der Ortschaft. Die technischen Daten der ausgedienten und unter Dach ausgestellten Turbine erspare ich euch.
Ich hoffe, euch nicht zu langweilen. Nach fünfzehn Minuten schon wieder ein Kraftwerk. Rechts sieht man ein monströses Rohr, welchem wir nun folgen.
Da versteckt sich also ein Teil der Ostrach.
Etwas flussaufwärts dann die Lösung des Rätsels. Ein Wehr sorgt dafür, daß sich das Wasser staut. Ein Rechen sorgt dafür, daß Unrat fern gehalten wird und ab geht’s ins Rohr.
Ganz nebenbei bemerkt, befinden wir uns am Rande der Allgäuer Hochalpen. Hier der Blick nach Osten in Richtung Tannheimer Tal.
Unser heutiges Ziel Hinterstein ist nicht mehr weit.
Ein Nebenarm des Flusses.
Hinterstein zieht sich doch etwas in die Länge. Einen Ortskern im eigentlichen Sinne gibt es hier nicht.
Dieser Mühlstein an der Mauer eines alten Gebäudes erinnert an eine andere frühere Nutzung der Wasserkraft.
Wer kennt dieses einjährige Gewächs, welches sicher über zwei Meter hoch wird? Nach dem ersten Schneefall oder Frost ist es abgestorben oder treibt im kommenden Jahr neu aus.
Seltsam, was so ein neuer Fotoapparat ausmacht. Irgendwie ist das Bier von der Seite Angelikas auf meine gerutscht. Dafür ist mein Cappuccino rüber zu ihr gewandert.
Diese Hütte befindet sich am oberen Ende des Dorfes. Hier geht es nur noch mit dem Bus weiter ins Tal hinein. Für den allgemeinen motorisierten Verkehr ist die Strecke gesperrt.
Nur nebenbei erwähnen möchte ich, daß wir natürlich den weiteren Weg auf dieser Straße bis zum etwa zweieinhalb Gehstunden entfernten Giebelhaus an einem anderen Tag gegangen sind. Doch das ist wieder einen eigenen Bericht wert. Ich hoffe, es hat euch gefallen, bei einer Wanderung durchs Allgäu mal nicht nur Berge und Kühe zu sehen. Für mich ist faszinierend, welche alte Kultur- und Industrielandschaft (!) hier am Ende der Welt zu finden ist.
Die übliche Info für Besitzer von WauWau: Super Weg für Herrchen, Frauchen und Waldi. Gehzeit einfach eineinhalb Stunden. Eben, weil immer am Fluß entlang.
Jürgen