Für Mitte November haben wir derzeit ein sagenhaftes Wetter. Seit zwei Wochen nur Sonnenschein und es ist relativ warm. Auf den Bergen liegt noch kein Schnee. Deshalb nahm ich gestern die „Enterprise“ aus der Garage, knöpfte das Verdeck auf und fuhr offen trotz einstelliger Temperaturen im Cabrio ins Gunzesrieder Tal westlich von Sonthofen. In diesem Tal ist die Zeit irgendwie stehen geblieben. Es gibt keine großen Hotels oder Touristenfutterbuden, nur ganz wenige und kleine Skilifte und im Sommer tausende Stück Jungvieh auf den sage und schreibe 78 Alpen, wovon nur ganz wenige eine Einkehrmöglichkeit für Wanderer bieten.
In Gunzesried kann man den Pkw noch gratis parken und dann auf gut ausgeschilderten Wegen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden die Berge erkunden.
Unser Ziel gestern war der nur 1660 Meter hohe Steineberg als Teil der Nagelfluhkette im Oberallgäu.
Wir laufen durchs Dorf und entdecken so manches Kleinod am Straßenrand.
Solche Info-Tafeln erklären das Allgäu dem vorbeikommenden Wanderer.
So sieht eine dieser nur der Jungviehhaltung im Sommer dienende Alpe aus.
Charakteristisch für die Hänge sind die überall aus den Weiden herausragenden Nagelfluhfelsen.
Auch Silberdisteln gibt es hier in Hülle und Fülle. Wer will, kann die gerne mitnehmen. Sie stehen hier nicht mehr unter Naturschutz.
Zwischenstation auf der Alpe Vorderkrumbach auf 1322 Meter Höhe. Hier erwartet mich schon eine verschmuste Mieze. Seltsam, daß niemand mehr auf der Alpe weilt, während nur noch die Katze da ist. Sicherlich wird sie demnächst vom Besitzer abgeholt. In der Zwischenzeit teilen wir uns die Brotzeit.
Weiter geht es über einen bewaldeten Grat in Richtung Gipfel.
Nach etwa eindreiviertel Stunden sind wir an dieser Stelle angelangt. Nun müssen wir uns entscheiden. Entweder rauf auf die Leiter oder einen kleinen Umweg um ganz nach oben zu gelangen.
Kurz verschnaufen, dann die Stöcke im Rucksack verstauen und rauf geht’s auf die Leiter.
Von oben schaut es doch halb so wild aus, oder?
Immenstadt
Sonthofen. Links vom Gipfelkreuz der Grünten.
Dann schauen wir uns mal um dort oben bevor es ans Eingemachte, die Brotzeit mit Bier und natürlich einem Gipfelschnaps geht.
Eigentlich wollten wir gar nicht mehr runter vom Berg. So schön war die Aussicht. So warm war die Novembersonne. Auch ein gewisses Völlegefühl bewirkte eine Trägheit in uns. Aber es half nichts. Schließlich wartete als krönender Abschluß des Tages ein Whirlpool im nahen Wellnessbad in Nesselwang. So gingen wir eine etwas leichtere Strecke zurück nach Gunzesried.
Eigentlich weis ich es gar nicht richtig zu schätzen in welch herrlicher Gegend ich wohnen darf. Ich setz mich eine gute Stunde ins Auto, wobei die Fahrt an sich an so einem Tag schon ein Genuß ist, leg eine CD ein, geniesse die Sonne und schon bin ich an meinem Zielort. Dann Bewegung in traumhafter nahezu unverbauter Landschaft mit Ausblick in die Ferne. Dafür müssen andere schon weit und lange anreisen und hier ein Urlaubsquartier suchen. Ach ja. Geschlafen habe ich heute Nacht wie ein Murmeltier.
Für mich steht jedenfalls fest, daß ich sehr bald einen weiteren Teil dieses für mich noch relativ unbekannten Tals erkunden werde. Mal abwarten, wann der erste Schnee fällt.
Jürgen