Mehrere Male im Jahr fahren wir nach Istrien. Seit etwa zwei Jahren ist nicht mehr die Tauernautobahn unsere bevorzugte Strecke, sondern die Felbertauernstraße und der Plöckenpaß. Im letzten September haben wir bei der Rückreise einen „kleinen Umweg“ über den Staller Sattel gemacht. Der Begriff Kleiner Umweg ist vielleicht etwas untertrieben. Ich wollte einfach einmal eine landschaftlich schöne abgelegene Strecke fahren. Auch wenn die Sonne nicht schien, möchte ich euch die Bilder des Staller Sattels auf 2052 Meter Höhe nicht vorenthalten.
Um auf den Staller Sattel zu kommen muß man zwischen Lienz in Osttirol und Matrei, genaugenommen bei der Ortschaft Huben von der B 108 abfahren und nach Westen ins Defreggental abbiegen. Nach etwa 20 km ist man auf der Paßhöhe angelangt und fährt von dort aus ins Antholzertal nach Südtirol und von da weiter ins Pustertal zum Brenner. Zuvor kommt man am Obersee vorbei.
Der Staller Sattel (italienisch Passo Stalle) ist ein Gebirgspass in den Ostalpen. Er verbindet das Defereggental (Osttirol) mit dem Antholzer Tal (Südtirol) und scheidet die Rieserfernergruppe von den Villgratner Bergen. Die Passhöhe liegt auf 2052 m Höhe an der Grenze zwischen Österreich und Italien.
Der Pass ist nur von Mitte Mai bis Ende Oktober in der Zeit von 5.30 bis 22.15 Uhr geöffnet. Auf italienischer Seite bestehen aufgrund der geringen Straßenbreite eine Einbahnregelung sowie ein Verkehrsverbot für Wohnwagen und Busse. Die Fahrt vom Obersee (Österreich) in Richtung Italien ist jeweils von der 0. bis zur 15. Minute, die Fahrt vom Antholzer See (Italien) in Richtung Österreich von der 30. bis zur 45. Minute der Stunde möglich. Eine entsprechende Ampelregelung besteht.
Die für Juli 2007 seitens der Südtiroler Regierung geplante Einführung einer Straßenmaut ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden, da sich die zuständigen Provinzen nicht auf deren Höhe einigen konnten. (Zitat Wikipedia)
Der Blick zurück vom Sattel auf den Obersee auf österreichischer Seite.
Hier die Grenze mit einem Imbiß in der Hütte. Im Hintergrund sieht man den Antholzer See.
Wenn man so wie wir zu früh für die Abfahrt dran ist, dann bleibt nichts anderes übrig als zu warten. Natürlich gibt es von der Passhöhe aus auch markierte Wanderwege. Allerdings startet man dann bereits in 2000 Meter Meereshöhe und es geht noch viel höher hinauf.
Würde auf der schmalen Straße ein Radler nach Italien fahren oder entgegenkommen, wäre es vielleicht um ihn geschehen. Es bestehen praktisch keine Ausweichmöglichkeiten.
An der Grenze steht dieses Denkmal aus dem Jahr 1981 welches an den Freiheitskrieg von 1809 unter Andreas Hofer erinnern und die Verbundenheit Südtirols mit Osttirol symbolisieren soll. Die Inschrift lautet
„Gedenkjahr 1809 – 1981 Deffreggental – Antholzertal – Verbunden in Glauben Frieden Freiheit und Freundschaft“
Vor einigen Jahrzehnten wäre die Aufstellung dieses Denkmals noch nicht möglich gewesen. Schließlich wurde Südtirol quasi als Kriegsbeute von Tirol nach dem Ersten Weltkrieg abgetrennt und von den Siegermächten Italien zugeschlagen. Unter Mussolini wie auch später nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschsprachigen Südtiroler von den Italienern nicht gut behandelt. Eine autonome Region wurde Südtirol erst 1972! Bis dahin wurde die deutsche Sprache und Tiroler Kultur unterdrückt. Danach ging es wirtschaftlich bergauf.
Nach gerade mal 10 Minuten flüssiger Bergabfahrt gelangt man an den Antholzer See unten im Tal. Nicht weit davon entfernt befindet sich das Skilanglaufzentrum in welchem wiederholt internationale Wettbewerbe ausgetragen werden.
Wer auf dem Weg nach Süden einmal weitab von den Hauptverkehrsstrecken fahren möchte und Zeit und das Wetterglück auf seiner Seite und noch dazu keine Angst vor Kurven, Steigungen oder schmalen Straßen hat, dem kann ich diesen Ausflug nur empfehlen.
Jürgen