Nach 3 Wochen Griechenland war es langsam Zeit, die Rückreise anzutreten.
Griechenland s.hier
oder hier auf meiner HP ( ist noch in Bearbeitung)
https://elke-heinrich.magix.net/#Reise%202016
Wir wollten nicht mehr mit der Fähre, sondern über Land heimreisen.
Unweit von Igoumentisa, in Konispol überquerten wir die griechisch -albanische Grenze. Keine Probleme, keine Wartezeiten, normale Kontrollen von Pässen, Autopapieren.
2015 waren wir von hier über Butrint, Saranda an der Küste entlang nach Norden gefahren.
Dieses Mal wollten wir die "Stadt der tausend Fenster" , Berat, besuchen und wählten eine Strecke über das Inland.
Wie immer in Albanien : Es gibt super gute, autobahnähnliche Straßen, dann aber wieder solche, auf denen man max 30 km/h fahren kann und ständig Löchern ausweichen muss.
Unerwartet eng , kurvenreich und holprig war die Bergstraße SH 99, die dann jedoch auf die Hauptstraße SH4, eine Schnellstraße führte.
Die SH4 ist die Hauptverkehrsachse von Norden nach Griechenland- bis auf wenige Baustellenkilometer inzwischen gut ausgebaut (und noch mautfrei).
Berat lässt sich nicht auf direktem Weg erreichen.
Eigentlich gibt es nur eine gut befahrbare Straße von Norden, von Lushnje her.
Das Navi lenkte uns jedoch von Fier aus direkt nach Osten (SH 73) - dass es eine solch schlechte Straße sein würde, verrieten uns weder Navi noch Landkarte.
Von Süden her kann man Berat auf direktem Weg nur mit einem 4x4 Geländefahrzeug erreichen.
Irgendwie war es nicht mein Tag als Copilot und Navigator.
2 Mal verfuhren wir uns an Kreuzungen und am Schluss hatte ich die falschen Koordinaten für den CP Albania ins Navi eigegeben und wir landeten bei Berat auf einer Schotterstraße und dann auf einem Acker.
Und da erlebten wir das erste Mal die große Hilfsbereitschaft von Albanern.
Ein Mercedesfahrer fragte wo wir hinwollen - er sprach kein Englisch, die Erklärung war schwierig und so fuhr er dann einfach zwei Kilometer vor uns her bis zu unserem Ziel.
Camping Albania - ein neuer Campingplatz, ca 11 km vor Berat gelegen.
Man hatte uns schon gesehen ….
Der Empfang war sehr freundlich.
Ich habe noch auf keinem Campingplatz erlebt, dass ich mit Eiskaffee empfangen werde!
Der Platz ist schön angelegt- gepflegt und die sanitären Anlagen sind neu und blitzsauber.
Am nächsten Tag wollten wir die Stadt besichtigen.
Und da lernten wir zum zweiten Mal die Hilfsbereitschaft von Einheimischen kennen.
Wir wollten uns die Parkplatzsuche in der Stadt ersparen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Altstadt fahren.
Die Campingplatzbesitzerin nahm sich viel Zeit, uns zu erklären, wie wir es am besten machen können.
Sie gab uns den Tipp mit dem gelben Minibus, der immer wieder am CP vorbeifährt , dem man winken kann und der dann hält.
100 Lek (ca 70 Cent) pro Person. ( Der Fahrer wechselt nicht , wir hatten noch keine Lek getauscht und sie gab uns Kleingeld).
Dann bekamen wir Tipps, wie man am besten auf die Festung gelangt, auch Tipps, wie man vermeidet, von einem Taxifahrer übers Ohr gehauen zu werden,
und schließlich gab sie uns noch ihre Handynummer- falls wir Hilfe brauchen würden ( was dann auch der Fall war, da in Berat kaum jemand Englisch sprach) .
Faleminderit ! Danke!
Das prägte ich mir noch ein und dann ging es am nächsten Morgen los.
Eine halbe Stunde dauerte die Fahrt ins Zentrum - der Minibusfahrer ließ uns an der richtigen Stelle aussteigen und so standen wir zunächst in einer breiten , parkähnlichen Fußgängerzone am Ufer des Flusses Osum.
Blick zum Stadtteil Mangalem - von diesen Häusern aus der osmanischen Zeit hat die Stadt ihre Bezeichnung " Stadt der tausend Fenster"
Ich hatte bei Helga ( Hadedeha) auf ihrer Homepage über den Aufstieg zur Festung gelesen.
https://www.stoevenbeld.net/reisebericht/v…d/anfang_de.php
https://www.stoevenbeld.net/reisebericht/v…20080909_de.php
Zitat:
ZitatDer Weg nach oben ist wirklich sehr steil…... Die Straße besteht aus blitzblank gescheuertem Kopfsteinpflaster, dessen unangenehme Rutscheigenschaften sich auf dem Rückweg noch viel stärker bemerkbar machen sollten.
Das ist der Anfang der Straße, die hinauf zur Festung führt.
Das wollten wir uns nicht antun - wir gingen zum Hauptplatz vor der Kirche und suchten ein Taxi
Für 3 Euro (Wir hatten doch Touristenpreis bezahlt, wie wir später erfuhren) fuhren wir hinauf bis zum Eingang der Kalaja (deutsch: Burg) - 100 Lek kostete dann der Eintritt dort oben.
Uns erwartete dort oben keine Burg. Es ist ein Stadtteil, ein ganzes Dorf mit Festungsmauern, - teils mit Ruinen, aber auch mit etlichen bewohnten Häusern.
Ein kleiner Minimarket, zwei Restaurants und viele Kirchen ( die man aber kaum alle entdeckt, wenn man keinen Führer dabei hat).
Frauen aus der Region boten überall selbst hergestellte Handarbeiten an.
Bilder von unserem Rundgang .
Seit wenigen Jahren gibt es in der sog. "Kathedrale" ( das ist eine kleine, relativ gut erhaltene Kirche) ein sehenswertes Ikonenmuseum. das Muzeu Onufri Berat
Im Innenraum : Fotografieren verboten - alles videoüberwacht.
Dafür hier ein Video
httpss://www.youtube.com/watch?v=OTtmCadMU80
Die Reste des Minaretts der "Roten Moschee"
Ein Teil der Festgungsanlagen
Die Mauern der Festung sind alle ungesichert und teilweise baufällig.
Restaurierung wäre dringend notwendig. Aber das Geld ist nicht da - bzw für das UNESCO Welterbe gibt es zwar Geld , auch von der EU, aber es scheint nicht in die richtigen Kanäle zu fließen.
Mich wunderte es, wie unbefangen junge Besucher auf Mauern und Türme kletterten.
Die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit (Shen Triadha)
Baufällig, das Dach war teilweise eingestürzt. Ich konnte die Kirche mit den schönen Fresken nicht betreten.
Blick von der Burg auf den Stadtteil Gorica auf der anderen Flussseite.
Blick hinunter in die Stadt auf das Universitätsgebäude
Der Fluss Osum
Es gab keinen Kiosk auf der Burg mit Cola und dgl…. hier bot jemand Erfrischungen besonderer Art an.
Auf dem Rückweg
Wir hatten uns doch lange auf der Burg aufgehalten - dann kann die Frage: Woher bekommen wir ein Taxi - oder müssen wir auf den rutschigen, glatten Steinen hinuntergehen?
Wir mussten… es kam kein Taxi.
Inzwischen standen dicke Gewitterwolken am Himmel.
Nach einem belebenden Espresso mit einem großen Glas frischem, kaltem Wasser hatten wir an diesem Tag genug und wollten unseren gelben Minibus suchen.
Aber wir fanden die Haltestellen nicht, sahen auch keinen der gelben Busse, da der Verkehr in Einbahnstraßen und anders als auf der Herfahrt verlief. Und wir waren müde.
Ich schaute mich um und suchte nach jemandem , der aussah, als ob er Englisch sprechen würde. Auf der Baustelle eines kanadischen Erdgaskonzerns sprach ich einen jungen Mann an, einen jungen Ingenieur, der aber nicht aus Berat kam und sich auch nicht auskannte mit Buslinien.
Aber er fragte einen Kumpel, der wiederum einen anderen….
Und schließlich fragte er uns, wohin wir wollen und warum wir kein Taxi nehmen wollen. Der Campingplatz war für ihn kein Begriff und so zeigte ich ihm die Telefonnummer, die wir bekommen hatten. Er rief dort an und erfuhr den genauen Standort des CP beim Weingut Kantina Cobos ( Kantina e Veres ÇOBO).
Und dann bat er uns zu warten- er wollte selbst mit dem Taxifahrer den Preis verhandeln, weil er fürchtete , dass wir als Touristen zu viel bezahlen müssen.
Und das war gut so.
7 Euro für eine Fahrt von 11 Kilometern…keine Frage, dass wir mit dem Taxi zurückfuhren. Der junge Taxifahrer sprach kein Englisch, kannte auch den CP nicht , wohl aber das Weingut.
Ich unterhielt mich noch eine Weile mit dem jungen Ingenieur- er schien gut ausgebildet zu sein. Er hat einen recht guten Job, sein Verdienst von 600Euro pro Monat liegt weit über dem was z.B. der Taxifahrer verdient ( ca 200 Euro pro Monat )
Aber er sagte, er will alles tun, um wegzugehen. Nach Kanada , nach Deutschland …
Am Abend ließen wir uns im Restaurant auf dem CP Nachtessen zubereiten. ( Fleisch, Fisch, Gemüse, Salat- alles frisch, sehr gut , dazu ein Glas Wein aus der Region)
Das Gewitter hatte das 11km entfernte Berat unter Wasser gesetzt- hier in diesem Vorort war es trocken geblieben.
Berat hat uns gut gefallen- die Stadt, aber auch die Menschen, die uns begegnet sind.
Elke