Die ausgedehnten Moorgebiete ( "Filze") im Voralpenland sicherten der ländlichen Bevölkerung früher das Überleben.
Torf wurde gestochen, getrocknet und als Brennmaterial verkauft.
Irgendwann entdeckte man die Heilwirkung von Moor, die Moorkurbäder entstanden. Bei uns hier sind es Bad Aibling und Bad Feilnbach.
Der Abbau der mehrere Meter dicken Torfschicht für Brennmaterial über Jahrhunderte bedeutete letztendlich Raubbau an der Natur und wurde daher Ende des letzten Jahrhunderts eingestellt.
Moor, das heute zu Heilzwecken den Moorgebieten entnommen wird, muss nach Benützung wieder zurückgebracht werden.
Vielerorts besinnt man sich auf die ökologische Bedeutung der Moore und versucht, die Abbauflächen zu renaturieren.
Der erste Schritt dazu ist die Wiederherstellung des natürlichen Wasserhaushaltes und eine Bewässerung der ausgetrockneten Moorgebiete. So sieht man heute ,wenn man von einem Aussichtsberg auf die Moore herunterschaut, überall zum Teil versteckte Tümpel und kleine Seen.
Bei Bad Feilnbach gibt es in der Sterntaler Filze seit 2005 einen Moorlehrpfad, wo man das sehr schön beobachten kann.
Der Lehrpfad ist auch für Kinder attraktiv angelegt. Es gibt
• Torfstadel mit historischen Werkzeugen und Schautafeln
• Elfenspielplatz
• Vogelbeobachtungsstation
• Barfußpfad
• Wurzelkletterhügel
• Schauhandtorfstich
• Picknick-Stationen
• Naturkunstausstellung
• Balancierbäume
• "Wolkenbeobachtungsstationen"
• Aussichtspunkt
An einem warmen Sommerabend machten wir vor kurzem einen Spaziergang zur Sterntaler Filze ( umgangssprachlich ist es die "Fuizn").
Geparkt wird am Ortsrand von Derndorf , einem Ortsteil von Bad Feilnbach. Von dort führt ein landwirtschaftlicher Weg zum Moorlehrpfad.
Eingang zur Sterntaler Filze.
Immer wieder gibt es solche Holzköpfe, meist in abgestorbene Baumstämme geschnitzt.
Wenn man möchte, kann man bequem auf einem Holzbohlenweg bleiben.
Überall sind kleine Tümpel und Seen.
Wahrscheinlich gibt es dort im Frühsommer auch Frösche und Kröten.
Es ist nicht verboten, von Weg abzuweichen und quer durch das Gelände zu gehen.
Der Moorboden ist weich und federt.
Aber es heißt aufpassen, denn nicht immer sieht man , ob der Untergrund auch fest ist und man nicht bis zu 50cem tief im Moor steckt .
Vor allem für Kinder ist es ein (erlaubtes) Riesenvergnügen, dort barfuß und mutig durchzuwaten.
Schwarze "Augen", in denen sich die Umgebung spiegelt.
Am Ende eines Bohlenwegs gelangt man zu einem Aussichtspunkt.
Hier kann man ermessen, wie der Abbau des Torfes die Landschaft zerstörte und wie sich durch Renaturierungsmaßnahmen die Natur langsam wieder erholt.
Mitte August gab es nicht viele Vögel zu beobachten.
Es gab viele Schwalben und etliche Enten - wahrscheinlich muss ich im Herbst nochmals zurückkommen, wenn Zugvögel hier Rast machen oder im Frühjahr, wenn Bodenbrüter auf den Grasinseln ihre Jungen großziehen.
Der Weg zurück führte an einer Torfstichstelle von früher vorbei, wo man ahnen kann , wie dick die Torschicht ist.
Immer noch kenne ich die Pilze nicht
Winzlinge im Moos
Im Moorgebiet wachsen vor allem Birken und Kiefern und bilden stellenweise einen dichten Wald.
Ein idealer ( erlaubter und gewollter ) Naturspielplatz für Kinder.
Es gibt große und kleine Waldhütten aus Zweigen zum Verstecken. Geschnitzte Figuren von Tieren und Fabelwesen laden zum Entdecken ein. Das Sammeln von Naturmaterialien zum Basteln und Spielen weckt sicher die Phantasie und die Abenteuerlust mancher Kinder.
Eine große Schaukel , die "Wolkenbeobachtungsstation"
Der gesamte Weg über die Bohlen ist ca 600m lang.
Mitte August blühte im Moorgebiet nicht mehr allzu viel.
Das Heidekraut begann sich zu färben.
Die Brombeeren brauchen noch ein Weilchen.
Am Ausgang stehen diese Holzloren. Sie wurden früher für den Torftransport benützt.
Die Schienen der Feldbahn, die bis zum ehemaligen Torfwerk bei Bad Aibling führten, gibt es nicht mehr, oder nur noch als Reste.
Ich fragte mich, wo wohl heute die Stellen sind, in denen Moor zu medizinischen Zwecken abgebaut und wieder zurückgebracht wird.
Die heutige Abbaustelle für Moor ist nicht zu Fuß erreichbar, sondern nur über eine kleine Feldbahn.
Hier habe ich eine Bilderserie und Beschreibungen entdeckt, die sicher Bahninteressierten gefallen kann.
https://www.entlang-der-gleise.de/Feldbahnen/Torfwerk-Feilnbach.html
Der Bericht ist von 2012, ob das heute noch so ist, weiß ich nicht. Ich beobachte, dass immer mehr der Kurkliniken, die Moorbäder angeboten haben, schließen.
Es wird vermutlich immer weniger Moor benötigt. Aber ich weiß es nicht.
Der Rückweg zum Parkplatz führte ein Stück weit am Waldrand entlang.
Hier blühten noch
verspätetes Johanniskraut
das ungeliebte indische Springkraut in großen Mengen
eine Nesselart
Die Goldrute, die den Spätsommer ankündigt
Es war Zeit, zum Auto zurückzukehren.
Über dem Zahmen und Wilden Kaiser in Tirol braute sich ein Gewitter zusammen.
Elke