Wieder nutzte ich eine kleine Verschnaufpause vom Radl und besuchte am gestrigen Maria Himmelfahrts Tag das wenig besuchte Mösern in der Nähe von Seefeld.
Dies erschien mir mehr als zweckmäßig, waren doch ganze Legionen Italiener unterwegs zu den rund herum bestehenden Wäldern und feierten dort standesgemäß ihren Ferragosto. Ausgelassen aber höchst friedlich , ein Fest für die zahlreichen Kinder.
Herrlich das anzusehen, was ich noch am Mösernsee eindrucksvoll vor Augen geführt bekam. Auf Bilder hierzu verzichtete ich, kennt eh jeder.
Aufmerksam wurde ich seinerzeit auf die historischen Zäune, als ich die Friedensglocke in Mösern besichtigte.
Mösern
Zur Einführung habe ich nachfolgend aus einem Info Blatt von Seefeld-Mösern , wie mir schien, das Wichtigste im Aufbau zusammengefasst:
Zäune sind ein wichtiges Element nicht nur bäuerlicher Kultur und drücken Rechts- und Besitzverhältnisse aus. Eigene Zaunrechte regelten seit dem frühen Mittelalter Höhe und Bauart, Nutzung und Erhaltungspflicht, Zaundurchlass und Wegerecht.
Diese Rechte und Pflichten sind z.T. bis heute noch im Grundbuch festgehalten.
Diese alten Zaunformen verschwanden aber so nach und nach.
Warum:
Gründe waren z.B. der intensive Aufwand an Material und Zeit. Auch der starke Rückgang an Arbeitskräften auf Höfen soll eine Ursache gewesen sein.
Beim Errichten eines Zaunes war ein Hauptaugenmerk das Vorbereiten.
Das Zaunholz sollte in der Zeit zwischen Michaeli, 29.9. und dem Sebastianstag, 20.1, bei abnehmendem und absteigendem Mond gefällt werden.
Ideal soll es gewesen sein, wenn der Mond auch noch im Zeichen des Steinbocks gestanden wäre.
Dabei galt es zu beachten , dass Holz aus gemischten Wäldern widerstandsfähiger gegen Sturm und Schnee sowie gegen Befall durch Pilze und Insekten ist.
Für die einzelnen Teile des Zauns wurden verschiedene Holzarten ausgewählt. Allgemein galt oder gilt noch, dass jene Teile, die in der Erde stecken, also tragende Teile Säulen und Stecken aus dem gegen Feuchtigkeit viel widerstandsfähigeren Lärchenholz angefertigt werden, während die quer eingefügten Balken und die quer eingelegten Spelten aus Fichtenholz gemacht werden.
Zum Flechten der Zaunringe und der Herstellung des Flechtwerkes beim Flechtzaun verwendet man junge , lang gewachsene Fichtenäste, die man nach dem Hacken ins Wasser legt und vor der Flechtarbeit vorsichtig über Feuer erhitzt (" bähen").
Bayr. und österreichisch kann man das als "erwärmen, erhitzen, rösten" verstehen..
Dadurch werden die Äste sehr biegsam und können im noch heißen Zustand gut verflochten werden.
Nach dieser Erläuterung sehen wir uns mal das Ganze in der Natur an:
1. der geflochtene Speltenzaun- Steckenringzaun
Bei dieser Zaunform werden zunächst im Abstand von 3-4m lärchene Säulen gesetzt.
Diese werden durch eine Querstange , die ungefähr in einer Höhe von 1 m über dem Boden durch eine ausgestemmte Öffnung in der Säule geschoben werden, fixiert.
Dann werden die Spelten entlang der Querstange im Abstand von 5-bis 10cm in den Boden gestoßen und mit ca. 1,50m langen Fichtenästen, die vorsichtig erhitzt wurden, fortlaufend an die Querstange geflochten.
Dabei gibt es verschiedene Arten, die Äste zu verflechten. Wie man in beiden Bildern erkennt, wurden sie "kreuzweise verzopft."
2. Der Ringzaun
Bei dieser Zaunart werden nur an den Ecken
bei den Öffnungen und an den Punkten, an denen der Zaun einen stärkeren Richtungswechsel im Gelände macht, Säulen gesetzt.
Die Spelten werden an eingefügten Holznäglen aufgesetzt und von einem dünnen, durch einen großen Ring mit der Säule verbundenen Stecken fixiert.
Dazwischen werden im Abstand von 2-3 Metern paarweise lärchene Stecken in den Boden geschlagen.
Schließlich kann man mit dem Aufbau des Zaunes beginnen. Dazu legt man 6-8 Lagen Spelten waagrecht zwischen den Steckenpaaren ein und fixiert diese mit den vorbereiteten Astringen.
Ergänzend hierzu noch ein Blick auf sog. Stangger, meist auf Feldern. Hier mal durch das Bild erklärend.
Im Fasching werden sie manchmal zweckmäßig verkleidet, oder sie müssen dauerhaft für Vogelscheuchen herhalten.
Tja, obwohl ich doch stark kürzte, viel zu lesen, aber denke schon , dass das auch mal interessant und abwechselnd ist.
Ausklingen ließ ich meinen Ausflug noch oben am Mörsersee , den ihr ja schon kennt.
Versunken, was die Natur so alles in hohem Maße auch zweckmäßig bereithält , ließ ich mich bei einem Rundgang um das beschauliche Gewässer
noch ein bisschen von romantischen Eindrücken bezaubern.
Im geschützten Bereich des Sees, sie nennen es Schwimmblattbereiche, die als Brutplatz für Fische dienen, habe ich gerade noch eine weiße Seerose entdeckt, bevor sie ganz abfiel.
Diese attraktiven Wollgrasinseln mit Faden Binsen verklären dieses magisch wirkende stille Wasser.
Zusätzlich gewährt dieses Nahrungsbiotop für Fische und Wasservögel einen malerischen Ausblick
Hechte gedeien hier äußerst prächtig, ein Riesenbrummer mit ca. 40 -50 cm, das Wasser in der Nähe des Laichplatzes ist schon mit leicht grauem Schleier überzogen.
langsam näherte ich mich dem Ende des Rundganges um den See, um hinter der blauen Tafel im Hintergrund einen steil absinkenden kleinen Wasserfall zu entdecken
Wieder oben über den Steig am See kurz vor dem Verlassen sah ich dann zum Abschluss , ja wahrscheinlich, einen, wenn auch niedlichen, Schalke Fan, allerdings mit ausgeprägterem Blau, das er angesichts der vergangenen Saison, nicht so gern zeigte. lach
Lieben Gruß
Helmut
Was war bisher:
Auf-der-Flucht-in-die-Komfortzone
Komfortzone-Leutasch
Olympiaregion-Seefeld, Besuch in Mösern
https://www.schoener-reisen.at/forum/showthre…67081#post67081Seefeldspitze, Teil 1
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https://www.schoener-reisen.at/forum/showthre…67324#post67324Gießenbachklamm