Bei unserem Urlaub in Montenegro durfte natürlich ein Ausflug nach Cetinje nicht fehlen. Nach der ersten internationalen Anerkennung des Landes nach dem Berliner Kongress 1878 entschied man sich, Cetinje als Hauptstadt zu wählen. In wenigen Jahren wurde gebaut, was das Zeug hält. Hinzu kam, daß alle damals wichtigen europäischen Staaten eine Botschaft errichteten um Einfluß auf das strategisch wichtige Montenegro zu gewinnen.
Das Kloster von Cetinje stand damals schon. Es wurde 1479 von Ivan Crnojevic gegründet und gilt sowohl als Keimzelle Cetinjes als auch des montenegrinischen Staates.
Leider konnte ich es nicht besichtigen weil dies nicht ganz einfach ist. Oft werden Frauen von den Mönchen erst gar nicht eingelassen. Wenn man erkennbar auch nicht dem serbisch-orthodoxen Glauben angehört, dann gibt es oft Schwierigkeiten beim Einlaß. Deshalb habe ich es erst gar nicht versucht, obwohl es im Inneren durchaus sehenswert wäre, wie aus den Bildern der Web-Site erkennbar ist.
http://www.adrialine.me/_ger/kloster_cetinje.html
Cetinje besteht eigentlich aus der Prachtstraße Baja Pivljanina und wenigen Straßen links und rechts davon. An dieser Prachtstraße sind fast alle wichtigen Gebäude errichtet worden.
Hier z. B. die ehemalige Französische Botschaft aus dem Jahr 1910.
Obwohl die Hauptstadt mittlerweile Podgorica ist, sind noch einige staatliche Stellen in Cetinje ansäßig. Hier z. B. das Kultusministerium.
Das ist das Verwaltungsgebäude der ehemaligen Firma OBOD. Der Betrieb war eine Neugründung im kommunistischen Jugoslawien und beschäftigte einst mehr als 4000 Menschen, die verschiedene Haushaltsgeräte herstellten. Heute werden von wenigen Arbeitern noch Kühl- und Gefriergeräte in einem relativ modernen Werk vor den Toren der Stadt hergestellt.
Das ehemalige Werksgelände ein paar Hundert Meter weiter erweckt einen traurigen Eindruck.
Auch die Kfz-Werkstätte nebenan verfügt noch nicht über moderne On-Board-Diagnose-Geräte.
Der Wagen davor ist schon fast fertig repariert.
Da gerade Mittagspause und das Wachpersonal mit anderen Dingen beschäftigt war, habe ich die Chance ergriffen, mal ein Bild der Nationalbank aus dem Jahr 1906 von innen zu knipsen.
Zwischen den auch heute noch repräsentativen Gebäuden befindet sich das ein oder andere einfache bewohnte Häuschen.
Beschaulich geht es zu auf der "Prachtstraße".
Etwas abseits liegt dieses Gebäude. Das ehemalige Parlament stammt aus dem Jahr 1910. Wie demokratisch es dort die wenigen Jahre bis zur Eroberung des Landes durch die Donaumonarchie im Jahr 1916 zuging, kann ich euch nicht sagen. Montenegro machte am Vorabend des Ersten Weltkriegs den Fehler, sich auf die Seite Serbiens zu schlagen. Das konnte die Donaumonarchie zwar nicht in einem Handstreich erobern, das Miniland Montenegro hingegen schon.
Die Räumlichkeiten kann man heute für festliche Anlässe mieten. Bei meinem Besuch wurde gerade der Festsaal dekoriert. So sah ich mich dort ein wenig um.
Der da müsste der ehemalige König gewesen sein. Hat er es doch glatt fertig gebracht, eine seiner Töchter mit dem König von Italien Viktor Emanuel zu verheiraten.
Vielleicht ist das ja die holde Maid?
Aber wer ist dann der da?
Schauen wir uns weiter auf der Prachtstraße um. Kein Verkehr und niemand da obwohl es ein ganz normaler Wochentag und nachmittags ist.
Draussen in der Nähe des ehemaligen Parlaments steht ein alter Sarkophag. Der dürfte wohl älter sein als Cetinje.
Aha - da im Straßencafe sind alle.
Ich schau mir einstweilen eine alte Apotheke an. So eine ähnliche steht in Pula im Museum.
Man beachte die Kameras an der Decke.
Endlich stehen wir vor ihr - der kaiserlichen deutschen Gesandtschaft. Viel weniger pompös als die der Briten oder Franzosen.
Teil 2 folgt.
jürgen