Eigentlich war es ein Zufall, dass ich diesen kleinen Hinweis auf einem Plakat entdeckte:
Geöffnet Montag und Freitag 9 bis12 Uhr
Darüber in dicken Buchstaben:
"Der spektakuläre Kreuzgang im Kloster von Torri"
Torri?
Das war doch das kleine Dorf etwa 16 Km südwestlich von Siena, das wir beim Vorbeifahren schon oft am Waldrand, versteckt hinter einer Reihe von Zypressen gesehen, aber noch nie beachtet hatten.
Wir beschlossen , uns Torri an einem Montagmorgen anzuschauen.
Eine schmale holprige Asphaltstraße führte hinauf bis zur Stadtmauer und zum Stadttor.
Parkplätze gab es nur wenige- durch das enge Tor zu fahren wagten wir nicht, obwohl auf dem Platz vor der Kirche genügend Platz gewesen wäre. Aber es waren auch nur wenige Menschen unterwegs.
Torri ist eines der typischen, alten Dörfchen in der Toskana. Zwei enge Straßen , gesäumt von dicht aneinandergebauten Häusern.
Der Rundgang durch das Dorf dauerte nicht lang und dann standen wir vor der Klosteranlage mit der Kirche Santa Mustiola. Das Münster wird 1070 zum ersten Mal erwähnt.
Die Kirche war leider geschlossen. Die Außenfassade mit den eigenartigen Köpfen , dem prächtigen Portal mit Spitzbögen und einem reich verzierten Türsturz waren eindrucksvoll.
Der Kreuzgang der heiligsten Dreifaltigkeit stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist vor allem für seinen dreigeschossigen Kreuzgang bekannt.
Er ist heute in Privatbesitz und kann an 2 Tagen ohne Eintrittsgeld besichtigt werden.
Als ich durch die Eingangstür zum Kreuzgang trat, musste ich zuerst mal stehenbleiben und tief Luft holen. So viel Schönheit und Harmonie hatte ich nicht erwartet.
Die drei Bogenreihen stammen aus unterschiedlichen Epochen und sind somit auch in verschiedenen Baustilen ausgeführt.
Ich konnte im Internet bisher wenig über die Geschichte von Torri erfahren.
Aus einer in einer Plastikhülle abgelegten Beschreibung mit deutscher Übersetzung erfuhr ich Details, die ich mir notierte und die ich hier auszugsweise wiedergeben möchte.
Herzlichen Dank für diese Informationen, die in keinem Reiseführer nachgelesen werden können!
Die wundervolle Abtei des Vallombrosa-Ordens wurde im romanisch-gotischen Stil des dreizehnten Jahrhunderts erbaut.
Die ältesten Dokumente über die Abtei weisen auf das Jahr 1069 zurück, als Papst Alexander II es zum Eigentum des apostolischen Stuhls erklärte.
Ein Jahrhundert später löste sich das Kloster unter dem Abt Rolando von dem päpstlichen Schutz , um sich auf die Seite des Kaisers Barbarossa zu stellen,
Die Abtei von Torri war im dreizehnten Jahrhundert sehr einflussreich.
Sie übte die Vermittlerrolle zwischen den lokalen Herrschern und der Stadt Siena aus. Die Anerkennung ihrer Bedeutung erfuhr das Kloster durch eine Entscheidung von 1245, als die Gemeinde die Mönche unter ihren Schutz stellte. Diese begannen nur m Mühlen im Mersetal zu bauen.
1333 wurde das Kloster durch Truppen aus Pisa zerstört und seitdem begann ein langsamer Niedergang , bis 1446 der letzte Abt starb.
Im Jahr 1530 wurde das Kloster von kaiserlichen Truppen verwüstet.
Am Ende des 16. Jahrhunderts ging die Abteil an die Familie Piccolomini über, wurde restauriert und wurde zur Pfarrkirche von Torri.
Das Kloster wurde 1867 wieder Kirchengut.
Es wurde ( mit Ausnahme der Kirche ) verkauft . Die neuen Eigentümer nutzten das Kloster als Wohnhaus, aber der Kreuzgang blieb zum Glück erhalten.
Der Kreuzgang ist mit drei Säulengeschossen im romanischen und gotischen Baustil erbaut.
Die erste und älteste Ebene aus dem Jahr 1189 setzt sich aus Marmor in den Farben weiß, rot und grün-schwarz zusammen.
Säulen, die die Bögen tragen , sind unterschiedlich: rund, achteckig, glatt, unten mit Reliefs verziert und ruhen auf einer Rautenmauer.
Die Rundbögen wurden aus weißem Travertin-Stein und schwarzem Kalkstein gebaut.
Diese besondere, zweifarbige Bauweise spiegelt sich in den Arkaden wider. Die beiden anderen Etagen wurde im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert erbaut.
Die Säulenkapitelle zeigen Themen und Szenen aus dem Alten Testament: Der Sündenfall. Kain und Abel ,der Ring des Salomo. die Sirene mit gegabeltem Schwanz , der Greif, der einen Fisch verschlingt, u.a.
Ein Blick hinaus in den Klostergarten und zur Ebene des Flusses Merse.
Die Toskana ist sehr reich an Kulturschätzen.
Florenz, Pisa, Siena, San Gimignano, Arezzo und viele mehr sind natürlich Anziehungspunkte für sehr viele Touristen. Entsprechend voll ist es an solchen Orten.
Umso schöner ist es, dass es solch wunderschöne, versteckte Kleinode gibt.
Geheimtipps, wie Torri, sind in einem Teil der Toskana, der touristisch nicht so sehr erschlossen ist und für den man sich Zeit nehmen muss.
Elke