Als wir im November vom Allgäu Airport aus nach Sevilla geflogen sind, stand natürlich auch die Stadt selbst auf unserem Programm. Obwohl es Sonntag und der Verkehr deshalb wesentlich geringer als wochentags war, hatten wir Probleme, mit unserem Mietwagen einen Parkplatz zu finden. Die Tiefgaragen, sei nur nebenbei erwähnt, sind ganz schlecht ausgeleuchtet und scheinbar auch am Sonntag weitgehend besetzt. Wo parken die Autofahrer eigentlich wochentags?
Eine weniger bekannte Sehenswürdigkeit in der Stadt ist die Königliche Tabakfabrik, ein wirklich beeindruckendes Gebäude mitten in der Stadt.
Der Bau ist heute Teil der Universität und deshalb wochentags auch für die Allgemeinheit zugänglich. Leider waren wir an einem Sonntag da...
Die ehemalige Königliche Zigarettenfabrik („Real Fábrica de Tabacos de Sevilla“) in der Calle San Fernando nahe der Puerta de Jerez und der Grünanlagen Alcázar und Jardines del Christina wurde in mehreren Bauabschnitten zwischen 1728 und 1770 erbaut.
Das im barock-neoklassizistischen Stil errichtete Gebäude diente einst der Konzentration der bis dato im ganzen Stadtgebiet von Sevilla dezentral erfolgten Tabakverarbeitung. Im 18. Jahrhundert arbeiteten bis zu 1.000 Beschäftigte, im 19. Jahrhundert fast 6.000 Beschäftigte vor Ort.
Da die Fabrik jedoch auf die Verarbeitung pulverförmigen Tabaks spezialisiert war, verlor sie mit dem Aufkommen der Zigarren und Zigarillos nach und nach an Bedeutung. (aus https://www.andalusien360.de/urlaub-reisen/…kfabrik-sevilla)
Besonders hat mich das Eingangsportal beeindruckt. Der Blick ins Innere gelang mir mit dem Objektiv der Kamera weil früher die Schlüssellöcher etwas größer waren. So auch hier am Gebäude.
1950 wurde die Tabakproduktion gänzlich in eine neue Fabrik im Stadtteil Barrio de los Remedios verlegt. Die frei gewordenen Räumlichkeiten wurden von 1954 bis 1956 unter der Regie der Architekten Alberto Balbontín de Orta, Toro Buiza und Delgado Roig für die neue Nutzung unter strikter Berücksichtigung des Denkmalschutzes umfassend saniert und umgebaut.
1959 wurde das gesamte Gebäude zum historischen Gut von kulturellem Interesse („Bien de Interés Cultural“) erklärt. Seither residieren in dem repräsentativen Bau das Rektorat sowie die Fakultäten für Jura, Philosophie und Literaturwissenschaft.
Der Bau zählt heute zu den größten erhaltenen Gebäuden der historischen Industriearchitektur nicht nur in Spanien, sondern in ganz Europa. (Zitat aus oben genannter Website)
Besonders beeindruckend ist das palastartige Hauptportal an der Calle San Fernando. Rund um den prächtig gestalteten Eingang verlaufen zahlreiche fein ziselierte Reliefs, die auf die Entdeckung und Eroberung Amerikas sowie die wirtschaftliche Bedeutung des Tabaks Bezug nehmen.
Im Vergleich zu heutigen, extrem nüchternen und rein funktionalen Gewerbearchitektur fallen natürlich auch die vielen schmückenden Details ins Auge, so etwa die rundum verlaufenden Pilaster, die dem Gebäude fast schon den Charakter eines Tempels verleihen.
Sehr nobel und exklusiv wirken auch die große Doppeltreppe in der Eingangshalle und die früheren Privatgemächer der Direktion, die eher den Unterkünften von Adeligen als denjenigen von Fabrikbesitzern gleichen. (Zitat aus oben verlinktem Artikel)
Hier noch mal die Ansicht von der Seite.
Neben dem Portal ist diese Plakette angebracht, die auf die frühere Verwendung hinweist. Für mich ist die Zahl von 6.000 Mitarbeitern fast unglaublich, die hier in diesem Komplex im 19. Jahrhundert Tabak verarbeitet haben. Das Gebäude selbst zeigt mir, daß auch vor hundert oder zweihundert Jahren bereits der Handel mit Tabak ein paar Firmen wohl steinreich gemacht hat. Seltsam, daß dies auch heute noch im 21. Jahrhundert, wo die Folgen des Tabakkonsums für die Gesundheit hinreichend erforscht und bekannt sind, auch nicht anders ist.
jürgen