Ich wohne in einem Dorf namens Langerringen. Obwohl im weiteren Einzugsbereich von Augsburg und München gelegen spielt die Landwirtschaft bei uns noch eine große Rolle. Die Betriebe sind für regionale Verhältnisse mittelgroß. Im Vergleich zu anderen in Deutschland sind sie jedoch eher klein.
Nicht nur Milchwirtschaft sondern auch Ackerbau spielt hier seit Generationen eine Rolle. Dies deshalb, weil das Hochfeld, das ist der westliche Teil des Lechfeldes welches wiederum zwischen den Flüssen Lech und Wertach südlich von Augsburg liegt, humusreiche Böden mit einer mehrere Meter dicken Lehmschicht aufweist.
Diese ertragreichen Böden, die zudem das Regenwasser gut speichern können, eignen sich auch zum Anbau von Feldfrüchten wie Kartoffeln, Zuckerrüben und den wichtigsten Sorten an Getreide.
Nun gibt es bei uns im Dorf aufgrund stillgelegter Höfe auch Flächen, in welchen alte Landmaschinen von Sammlern aus dem Dorf und der Region gelagert und instandgehalten werden. Einmal im Jahr zur Erntezeit im Spätsommer ist gemeinsames Schneiden und Dreschen von Weizen angesagt. Das findet dann immer an einem Sonntag statt. Dazu muß es zuvor ein paar Tage lang trocken sein.
Wer da alles mit welchen Maschinen auf einem eigens dafür angelegten Getreidefeld unterwegs ist möchte ich euch in diesem Bericht zeigen. Viele der Eigentümer der Maschinen kenne ich persönlich. Es ist wohl nicht nur ein Hobby wie manch anderes, sondern auch der Wille, diese Gerätschaften vor der Verschrottung zu retten und für die Nachwelt nicht nur zu erhalten sondern auch deren einstige Verwendung der nächsten Generation zu zeigen.
Eines habe ich bei diesen Vorführungen gelernt. Der Schwund an Getreide war früher immens weil die Maschinen eine einfache Mechanik aufwiesen und ein hoher Prozentsatz der Ernte auf den Boden fiel. Was man nicht von Hand auflesen konnte, blieb den Hühnern als Futter, die anschließend das abgeerntete Feld leerfraßen.
Hier sitzt nicht jemand aus Lust und Laune auf der Maschine. Nein, dessen Gewicht wird benötigt um einen Druck zu erzeugen, daß das Stroh mit dem Rechnen zur Seite befördert werden kann.
Mit dieser Maschine am Haken wird das Getreide gemäht und die Bündel zur Seite gelegt. Alle paar Meter stockte es und man mußte mit der Hand Verstopfungen entfernen. Ob das früher auch so war?
Gleiches gilt für diese stationäre Dreschmaschine. Die wird mittels eines Riemens von der Zugmaschine angetrieben.
Deutz in Köln baut heute praktisch keine Zugmaschinen mehr. Das Unternehmen ist aber der einzige Motorenlieferant für den Marktführer Fendt.
Natürlich steht der Name des Bauern auf dem Getreidesack. In solchen Säcken wurde das Getreide zur Mühle gebracht und auch die Säcke mit dem Mehl waren beschriftet. Jeder Bauer hat Wert darauf gelegt Mehl von seinem Getreide und nicht von einem anderen zu bekommen. Langerringen hatte bis vor wenigen Jahren noch eine eigene Mühle. Deren Betrieb wurde wegen mangelnder Rentabilität eingestellt.
Nun eine Auswahl von verschiedenen Traktoren. Wir nennen die allgemein einfach "Bulldog", obwohl dieser Begriff ursprünglich nur für die Maschinen des ehemaligen Herstellers Lanz verwendet wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lanz_Bulldog
Früher gab es sehr viele kleine Hersteller von Traktoren. Die Motoren wurden dabei als wichtigstes Bauteil immer von Motorenherstellern zugeliefert.
Hier ein Güldner Traktor. Auch diese Firma ist schon lange Vergangenheit.
https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCldner
Mc Cormick war ursprünglich ein amerikanischer Traktorenhersteller. Als Kinder haben wir immer etwas verächtlich auf die Bauern geschaut, die "nur" einen Mc Cormick und keinen Fendt oder Deutz hatten. Dies deshalb, weil der Amerikaner billiger, aber auch qualitätiv schlechter war als das deutsche Pendant. Auch wegen der mangelnden Qualität findet man heute unter Oldtimer Traktoren nur noch wenige Exemplare dieses Herstellers. Heute gehört die Marke einem italienischen Konzern und stellt immer noch Traktoren her.
https://de.wikipedia.org/wiki/McCormick…Machine_Company
Auch Bautz ist ein verschwundener Traktorenhersteller aus Saulgau in Baden Württemberg. Das Unternehmen hat den Bau von Traktoren bereits Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts eingestellt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bautz
Eicher Traktoren wurden bei Erding gebaut. Das Unternehmen bestand relativ lange von den 30er Jahren bis zur Insolvenz der Firma 2001. Die Zugmaschinen hatten wie auch Fendt und Deutz einen guten Ruf als unverwüstliche Arbeitstiere. Trotz relativ hoher Stückzahlen ging es mit der Firma stetig bergab. Heute sind viele der Traktoren auch bei uns in der Region noch im Arbeitseinsatz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eicher
Hanomag Traktoren sieht man heute selten obwohl die von 1912 bis 1971 in großen Stückzahlen gebaut wurden. Das Unternehmen stellte jedoch bis zur Insolvenz 1984 auch Baumaschinen, Lokomotiven und andere Fahrzeuge her.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hanomag#Traktoren
Die Schlepper von Fendt wurden früher "Dieselroß" genannt.
Auch Schlüter Traktoren aus Freising hatten bei den Landwirten einen guten Ruf. Das Unternehmen aus Freising ging 1993 pleite. Schlüter Traktoren sieht man bei uns in der Gegend immer noch im Einsatz.
https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Sch…er_(Unternehmen)
Ich persönlich finde es gut, daß zum einen diese Maschinen erhalten werden und zum anderen nicht einfach in einem Museum verstauben.
jürgen