Anders als an der Westküste Phukets gibt es im Osten der Insel weniger Sandstrände und somit ist der Tourismus auch nicht so weit verbreitet. Tourismus und einheimisches Gewebe vertragen sich beispielsweise recht gut in der Bucht Ao Yon im Südwesten. Gerade mal zwei Hotels und ein paar Privatunterkünfte gibt es an diesem relativ schmalen Sandstrand. Die flache Bucht wird zudem von einer Familie für die Zucht von Austern genutzt. Diese wiederum produzieren Perlen.
Beim Blick aus einem der Hotels über die Bucht sieht man eigentlich nichts Besonderes. Wären da nicht die vielen Bojen auf dem Meer an welchen gar keine Boote festgemacht sind.
Die Gebäude hier auf dem Bild gehören zur Perlenfarm. Rechts sieht man Wasserbecken, die derzeit jedoch leer sind.
Auf den Bildern ist es kaum zu erkennen. Aber tatsächlich gibt es dort ein Bojenfeld welches mit einer Schwimmkette abgegrenzt ist. An diesen Bojen hängen Seile wo die Austern befestigt sind.
Mit diesem Boot fährt täglich ein Mann zu diesen Austern hundert bis zweihundert Meter vom Strand entfernt um diese zu pflegen.
Was dort genau gemacht wird, kann ich nur vermuten. Es werden wohl "geimpfte" Austern an Seilen befestigt und "erntereife" entnommen. Vielleicht muß man aber auch ähnlich wie bei Austern, die zum menschlichen Verzehr gezüchtet werden, deren Schalen gelegentlich vom Bewuchs reinigen. In der Bretagne habe ich vor Jahren einmal in einer Austernzucht in Cancale beobachtet, wie diese Reinigung abläuft. Mit Drahtbürsten werden Algen und andere Muscheln, die sich auf den Austern festsetzen regelmäßig entfernt.
Bei Flut ist der Strand teilweise recht schmal. Die Häuser hinter den Palmen gehören zur Perlenfarm. Nahezu die gesamte Wertschöpfungskette liegt in der Hand einer Familie.
In den Plastikbeuteln befindet sich nichts anderes als Meerwasser mit Algen. Um deren Wuchs zu beschleunigen wird Luft ins Wasser gepumpt. Dieser Algencocktail ist die Nahrung für die Baby-Austern. Austern sind Tiere, die in der Perlenfarm ablaichen. Aus dem Laich schlüpfen MIniaustern, die später zur Zucht der Perlen dienen.
In verschiedenen Behältern mit Meerwasser wachsen die Austern dann bis sie zur Produktion von Perlen verwendet werden können.
Seltsamerweise waren alle außerhalb liegenden Behälter leer. Ich habe nicht unter die Planen geschaut, nehme aber an, daß sich in den Becken Austern in veschiedenen Entwicklungsstadien befinden.
Diese Austern liegen bereit um ihnen entweder die Perlen zu entnehmen oder ein Stück Perlmutt einzusetzen, so daß sie in der Folgezeit Perlen produzieren.
Aus Muschelschalen werden kleine fast runde Stücke geschnitten und in die Auster eingesetzt.
Die schauen fast aus wie nicht ganz runde kleine Kieselsteine.
Eine Zuchtperle besteht folglich aus einem Stück Muschelschale um die die Auster dann die Perle bildet, weil sie diesen Fremdkörper los werden möchte. Bei Perlen, die von Austern ohne Einfluß des Menschen in freier Natur gebildet werden ist das anders. Hier ist immer ein Fremdkörper, meist ein Steinchen, Sandkorn oder ein Stück abgebrochene Koralle in die geöffnete Auster gelangt und diese hat dann eine Perle gebildet. Deshalb sind natürlich gewachsene Perlen oft nicht kugelrund wie Zuchtperlen. Allerdings kann man Zuchtperlen ja auch in anderen Formen züchten indem man z. B. längliche Muschelstücke einsetzt. Wichtig ist, daß dieser Einsatz keine scharfen Kanten hat, weil man sonst die Muschel verletzt oder gar abtötet.
Mit so einem einfachen Gerät werden die zuvor geschnittenen Muschelstücke rund geschliffen.
Die beiden Zangen links sind dazu da, die Muschel vorsichtig zu öffnen. Mit der Pinzette rechts setzt man dann die Kugel an eine bestimmte Stelle im Muskel der Auster ein.
Die Auster kommt dazu in eine Haltevorrichtung, weil bei diesem Prozeß des "Impfens" millimetergenau gearbeitet werden muß.
Danach kommt die Auster wieder in ein Wasserbecken und wird anschließend im Meer an einem Seil befestigt. Wie lange es nun dauert, bis eine Perle erntereif ist, kann ich euch nicht sagen. Das hängt wohl von der Größe des Implantats, der Größe der Perle, der Auster selbst, der Wassertemperatur, dem Nahrungsangebot im Wasser und anderen Faktoren ab.
In der Perlenfarm befinden sich auch Wasserbecken mit Langusten. Wozu die da sind weis ich nicht.
Vielleich als lebender Proviant für die Familie? Anderseits wird die Großfamilie von den paar Krebsen auch nicht satt.
Dieser Krebs hat Scheren und müßte somit ein Hummer sein.
Zur Farm gehört auch ein Verkaufsraum für fertigen Schmuck.
Kein Mensch stört sich daran, wenn Urlauber vom Strand nebenan nur mit Badebekleidung zum Schauen und Einkaufen kommen.
Die Preise sind natürlich Verhandlungssache. Die Preisangaben basieren auf thailändischen Baht. 1000 Baht entspricht etwa 30 €.
Mir ist auch nicht bekannt, wo diese Schmuckstücke hergestellt werden.
Ich stelle mir gerade vor, wie es ist, wenn in der Familie der Farmer Perlen geerntet werden. Natürlich stirbt die Auster bei diesem Prozeß und wird sicherlich auch nicht weggeschmissen. Wie mag wohl der Spruch aus dem Kindermund "Nein Mama, wieso gibts heute schon wieder Austern zu Mittag?" in den Ohren eines Gourmets klingen?
Nun will sicherlich mancher wissen, ob auch wir hier ein Schmuckstück eingekauft haben. Nein, das ist nicht der Fall. Meine Frau mag keine Perlen, ist sie doch selbst ein Schmuckstück.
Hier kann man in einem kurzen Video sehen, wie die Zucht von Perlen mit Austern funktioniert.
jürgen